Sprachförderung: Strengere Kontrolle für Kindergärten

Sprachfoerderung Strengere Kontrolle fuer
(c) Die Presse (Clemens Fabry)
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Der Bund will die sprachliche Frühförderung nur (mit-)finanzieren, wenn die Länder alle Vorgaben von Staatssekretär Kurz erfüllen: Klare Angaben zur Verwendung der Mittel – und ein Kontrollsystem.

Wien. Dass es die sprachliche Frühförderung im nächsten Jahr wieder auf breiter Basis geben wird, ist in letzter Instanz Integrations-Staatssekretär Sebastian Kurz (ÖVP) zu verdanken. Im Jahr 2012 stellt der Bund wieder bis zu fünf Millionen Euro zur Verfügung, nachdem die Budgets dieses Jahr gestrichen worden waren. Die Länder müssen dafür aber auch seine Forderungen schlucken: Klare Angaben zur Verwendung der Mittel – und ein Kontrollsystem. Sonst wird es kein Geld geben, heißt es im Büro des Staatssekretärs auf „Presse“-Anfrage.

Vom Burgenland bis nach Vorarlberg wird man sich damit einer stärkeren Einmischung des Bundes beugen müssen. Das ist in dem Bereich ein Novum: Bisher war der Kindergarten (abgesehen von der Finanzierung und der Ausbildung der Pädagogen und Pädagoginnen) Sache der Länder. Nun müssen diese für die Gelder zuerst ein Konzept mit dem genauen Inhalt der Maßnahmen vorlegen, die ihres Erachtens die sprachliche Entwicklung von Kindern fördern. Erst nach Prüfung und Genehmigung dieser Konzepte kommen die ersten Raten. Nach einem Kindergartenjahr haben die Länder dem Staatssekretariat ihre Schlussberichte vorzulegen, welche neben inhaltlichen Angaben die gesamte Abrechnung beinhalten müssen. Erst dann erfolgen die Anweisungen der zweiten und letzten Raten.

 

Wien fürchtet „tödliche“ Kontrolle

Ziel ist, dass die Kinder – mehrheitlich naturgemäß mit nicht-deutscher Muttersprache – beim Wechsel in die Volksschule dem Unterricht problemlos folgen können. Die Integration könne nicht früh genug beginnen und Deutsch sei die Grundvoraussetzung dafür, wie Kurz nicht müde wird zu betonen.Die Länder nehmen die Mitsprache des Bundes unterschiedlich auf. Für Vorarlberg etwa ist eine Verpflichtung zu mehr Kontrolle kein Problem, sagt der zuständige Landesrat Siegi Stemer (ÖVP). Zumindest, solange das nicht zur bürokratischen Hürde werde. Der Wiener Bildungsstadtrat Christian Oxonitsch (SPÖ) hingegen zweifelt an der Sinnhaftigkeit einer stärkeren Kontrolle: „Man kann alles zu Tode kontrollieren“, sagt er zur „Presse“. Auch Tirols Landesrätin Beate Palfrader (ÖVP) betont die Verantwortung der Länder: „Einzelne Bedürfnisse kann man nur vor Ort feststellen.“

Je früher Kinder spielerisch gefördert werden, desto besser stehen ihre Chancen für eine erfolgreiche Schullaufbahn. Ein Satz, dem Politiker gerne zustimmen, auch wenn, abgesehen von einem Bildungsrahmenplan, selten Taten folgen. Für eine effektive Förderung muss man im Vorhinein wissen, wie es um die Sprachkenntnisse des Kindes bestellt ist. Auch eine Evaluierung der Fördermaßnahmen ist unabdingbar. Pädagogen betonen vor allem den Wert täglicher Spracharbeit: Reime, Lieder, Verse und Fingerspiele seien der Weg zum Erfolg.

 

Kurz zu weiteren Gespräche bereit

Offen bleiben Details zur Finanzierung. Wie schon von 2008 bis 2010 wird der Bund 2012 jeden Euro, den die Länder in die Sprachförderung von Kindern investieren, verdoppeln – bis zur Obergrenze von fünf Millionen Euro. Die Ländervertreter sind nicht darüber einig, nach welchem Schlüssel die Kostenaufteilung unter den Ländern erfolgen soll. Was nach 2012 passiert, ist offen: „Ich bin bereit, mit der Finanzministerin darüber zu reden, dass die Sprachförderung nicht nur für das Jahr 2012 gesichert ist, sondern länger läuft. Aber dafür will ich ein Controlling sicher gestellt haben“, sagt Kurz.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 07.11.2011)


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