Lobbyisten als Gesundheitspolitiker

Die Ärztekammer kämpft für ein generelles Rauchverbot in Lokalen.

Man muss nicht immer alles negativ sehen. Also: Mit Wertschätzung nehmen wir zur Kenntnis, dass die Wiener Ärztekammer unter ihrem Oberdoktor Walter Dorner Grundzüge der politischen Kommunikation inhaliert hat. Anders ist schwer erklärbar, dass diese gesetzliche Interessenvertretung (es gibt ja deren gefühlte 100) schon wieder eine Studie präsentiert, mit der – Überraschung! – nachgewiesen wird, dass die Feinstaubkonzentration in Restaurants, Bars und Discos jenseits von Gut und Böse liegt. Woran prompt die Forderung geknüpft wird, ein generelles Rauchverbot in Lokalen zu verhängen. Haben wir schon das eine oder andere Mal von Ärztevertretern gehört. Macht ja nichts. „Stay on the message!“ nennt man das.

Ohne generell über Verbote zu räsonieren, interessiert ein anderer Aspekt. Wenn Politiker keine Politik machen (weiterschlafen, Herr Minister Stöger, ungeniert weiterschlafen), versuchen es andere. Immerhin handelt die Ärztekammer im speziellen Fall nicht aus leicht zu durchschauendem bloßen Eigeninteresse ihrer Mitglieder. Und das muss einmal lobend erwähnt werden, so unsinnig das österreichische Kammersystem auch ist. Und so penetrant die Forderung auch erscheinen mag.

E-Mails an: dietmar.neuwirth@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 09.11.2011)

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