Die Millionengeschäfte mit dem Iran

(c) EPA (HAMID FORUTAN)
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Großbritannien rät von Geschäften mit dem Iran dringend ab. In Österreich hilft die Wirtschaftskammer mit einem Leitfaden für Lieferungen in die islamische Republik. Der Iran gilt als wichtiger Handelspartner.

Wien. Britische Exporteure, die ihre Produkte in den Iran liefern wollen, müssen sich ihre Infos dazu im Ausland besorgen: „Die Regierung unserer Majestät unterstützt den Handel mit dem Iran nicht. Wir bieten keinerlei Hilfe für Firmen an, die mit dem Iran Geschäfte machen wollen“, ist auf der Homepage der staatlichen „UK Handels- und Investmentgesellschaft“ zu lesen. Daran wird sich angesichts des aktuellen Berichts der Atomenergiebehörde, wonach der Iran an einer Atombombe arbeitet, auch nichts ändern.

Anders sieht die Lage in Österreich aus. Der Iran gilt als wichtiger Handelspartner. In den ersten acht Monaten dieses Jahres lieferten Österreichs Firmen Waren und Dienstleistungen im Wert von 189 Mio. Euro in die islamistische Republik – mehr als beispielsweise nach Israel, Thailand oder Irland.

„Sehr gute Beziehungen“

Ansprechpartner Nummer eins für österreichische Exporteure in den Iran ist die Wirtschaftskammer (WKÖ). „Allgemein verfügen der Iran und Österreich über traditionell sehr gute Wirtschaftsbeziehungen. Seit Jahrzehnten sind Produkte und Dienstleistungen heimischer Firmen im Iran geschätzt“, heißt es im aktuellen Wirtschaftsreport der WKÖ.

So lieferte die Voestalpine im vergangenen Jahr Stahl im Wert von 64,5 Mio. Euro in den Iran. „Wir haben unsere Geschäfte mit dem Land mittlerweile reduziert“, heißt es nun aus dem Unternehmen. Heuer werden sich die Ausfuhren in etwa auf 20 Mio. Euro belaufen. Auswirkungen auf die Geschäfte mit dem Iran habe der aktuelle IAEA-Bericht nicht: „Wir haben dort langfristige Verträge laufen und keine Mitarbeiter vor Ort. Für uns ändert sich momentan nichts.“

Anders als die Voest hat die OMV heuer den Handel mit dem Iran eingestellt. Im vergangenen Jahr waren noch acht Prozent des gesamten Erdöls der Raffinerie Schwechat aus der islamischen Republik gekommen. Und mit der Lieferung von Treibstoff für die „Iran Air“ machte sich der Konzern vor allem in Washington keine Freunde. „Derzeit beobachten wir die Lage und haben nach wie vor ein Büro in Teheran“, erklärt Sprecher Sven Pusswald. Um den Markt nicht aus dem Auge zu verlieren, nehme man regelmäßig an Öl- und Gasmessen im Iran teil.

Grundsätzlich sträuben sich die österreichischen Firmen dagegen, zu ihren Geschäften mit dem Iran Stellung zu nehmen. Ein Grund liegt darin, dass viele von ihnen auch in Israel tätig sind und um ihre guten Beziehungen fürchten. Dem Vernehmen nach liefern auch österreichische Fruchtsafthersteller in den Iran. Die Wirtschaftskammer erwähnt die „Nahrungsmittel- und Getränkeindustrie“, die in dem Land besonders stark wachse.

Alle genannten Unternehmen betonen, dass sie alle Sanktionsbestimmungen der EU einhalten. Im 19-seitigen Leitfaden der Wirtschaftskammer für Lieferungen in den Iran sind die Regeln für Exporte in das Land penibel aufgelistet. Problematisch ist demnach vor allem die Bezahlung, weil iranische Banken von internationalen Sanktionen betroffen sind. Doch auch dafür hat der Leitfaden eine Lösung parat: „In der Praxis erfolgen viele Zahlungen iranischer Kunden nicht direkt aus dem Iran, sondern über eine drittländische bzw. andere EU-Bank oder von einem dritten (nicht iranischen) Auftraggeber.“

EU als wichtigster Handelspartner

2010 exportierte der Iran Waren und Dienstleistungen im Wert von 80 Mrd. Euro, die Importe beliefen sich auf 60 Mrd. Euro. Der wichtigste Handelspartner ist die EU. Mit ihren Mitgliedern wickelt der Iran ein Drittel seines Außenhandels ab. So wie Österreich ist auch Deutschland ein verlässlicher Handelspartner. Die deutschen Exporte in das Land beliefen sich im Vorjahr auf 3,8 Mrd. Euro. Unter anderem beliefern der Chemiekonzern BASF sowie der Pharmakonzern Bayer die islamische Republik.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 10.11.2011)

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