Bank Austria baut 800 Stellen ab

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Die Bank-Austria-Mutter UniCredit ist mit 10,6 Mrd. Euro tief in die Verlustzone gerutscht. Die Eigentümer sollen nun 7,5 Mrd. Euro zuschießen.

Wien/Höll. Die von der europäischen Schuldenkrise schwer gebeutelte Bank-Austria-Mutter UniCredit braucht dringend frisches Geld. Um bis Ende Juni 2012 auf die von der Bankenaufsicht vorgeschriebene Kernkapitalquote von neun Prozent zu kommen, muss sie 7,5 Mrd. Euro auftreiben. Die Quote beschreibt das Verhältnis vom Kapital einer Bank zu ihren risikobehafteten Geschäften. Sie ist ein wichtiger Indikator für die Risikotragfähigkeit von Finanzkonzernen.

Früher hatte der libysche Staatsfonds – größter Aktionär der Mailänder Bank – ausgeholfen. Es ist fraglich, ob das nordafrikanische Land noch einmal Geld zuschießen wird. Italienischen Medienberichten zufolge sollen nun chinesische Staatsfonds und der Golfstaat Katar einspringen. Für Bankchef Federico Ghizzoni wird die milliardenschwere Kapitalerhöhung zur Zitterpartie.

Denn Anleger haben das Vertrauen in die Bank verloren. Anfang Jänner hatte eine UniCredit-Aktie 1,59 Euro gekostet. Bis Montag war der Kurs auf 0,775 Euro abgestürzt – allein gestern verlor die Aktie mehr als sechs Prozent. An der Börse kommt UniCredit nur noch auf eine Marktkapitalisierung von 15 Mrd. Euro. Vor der Finanzkrise im Jahr 2007 war das Institut 100 Mrd. Euro wert.

Verlust auch bei der Bank Austria

Erhält Ghizzoni von den Eigentümern nicht genug Geld, muss er sich von Beteiligungen trennen. Seit Monaten halten sich Gerüchte, dass Teile des Osteuropa-Netzwerks der Bank Austria zum Verkauf stehen. Ghizzoni und Bank-Austria-Chef Willibald Cernko bestreiten das. Die österreichische Finanzaufsicht beobachtet die Vorgänge mit Argusaugen, die Bank Austria ist das größte Kreditinstitut im Land.

Der Geldbedarf bei UniCredit ist im europäischen Vergleich besonders groß. Die drei führenden österreichischen Banken (RZB, Erste Bank und ÖVAG) benötigen zusammen 3,6 Mrd. Euro. Aufgrund der europäischen Schuldenkrise rutschte UniCredit im dritten Quartal mit 10,6 Mrd. Euro tief in die roten Zahlen. Das ist der größte Verlust in der Geschichte des Konzerns. Die Dividende für 2011 wird gestrichen.

Auch die Bank Austria vermeldete für das vergangene Quartal ein Minus von mehr als 600 Mio. Euro. Die Wiener Tochter musste Beteiligungen von 705 Mio. Euro abschreiben – betroffen davon sind in erster Linie Tochtergesellschaften in Kasachstan und in der Ukraine. Hinzu kommen noch Wertberichtigungen von 304 Mio. Euro auf griechische Anleihen.

Um den Turnaround zu schaffen, verpasst Ghizzoni dem Konzern ein Sparprogramm. Von den 160.000 Stellen sollen bis 2015 rund 6500 gestrichen werden. Auch die Bank Austria muss dazu ihren Beitrag leisten. In Österreich soll die Mitarbeiterzahl von 10.800 um 800 reduziert werden. „Kündigungen sind nicht geplant. Wir sind zuversichtlich, dass wir das Ziel über natürliche Fluktuationen erreichen“, versicherte ein BankAustria-Sprecher.

„Kein Katastrophenszenario“

Ghizzoni kündigte in Mailand eine „Redimensionierung“ und ein „Redesign“ der Bank an. Betroffen davon seien in erster Linie Italien und das Investmentbanking. Das sei aber „kein Katastrophenszenario“. Ein Rückzug aus Osteuropa und den europäischen Triple-A-Ländern wie Österreich und Deutschland sei nicht geplant. Am Heimatmarkt Italien macht UniCredit seit Jahren Verluste. Schuld daran ist auch die zu teuer zugekaufte Bank Capitalia. Vor Ausbruch der Finanzkrise im Jahr 2007 hatte UniCredit für die Übernahme des Rivalen 22 Mrd. Euro bezahlt. Im dritten Quartal wurde diese Beteiligung abgewertet. In Summe fielen bei Töchtern Abschreibungen von 8,6 Mrd. Euro an.

Keinen Handlungsbedarf sieht Ghizzoni dagegen bei italienischen Staatsanleihen. Das Institut hält davon 40 Mrd. Euro. Anders als auf griechische Bonds wurden keine Wertberichtigungen vorgenommen. Ghizzoni glaubt, dass Italien die Krise überwinden kann und es keinen Zahlungsausfall geben wird. Von den 40 Mrd. Euro liegt eine Mrd. Euro bei der Bank Austria in Wien.

Andere Kreditinstitute sind nicht so optimistisch. Die französische BNP Paribas reduzierte im dritten Quartal ihre Risken in Italien um 40 Prozent.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 15.11.2011)

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