Wien Mitte: Markthalle wird "Food Court"

Wien Mitte Markthalle wird
Wien Mitte Markthalle wird(c) APA/HERBERT PFARRHOFER (HERBERT PFARRHOFER)
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Im Bahnhof Wien Mitte entsteht ein großes Einkaufszentrum. Die Marktstandler sind auf andere Standorte ausgewichen. Im Oktober 2012 soll das 480 Mio. Euro teure Bauwerk fertig sein.

Wien. Jahrelang wurde über den Bahnhof Wien Mitte debattiert: Architektenpläne wurden umgeändert, die Schließung der Landstraßer Markthalle rief Proteste hervor, und die ursprünglich geplante Bauhöhe erregte den Zorn der Unesco. Beinahe hätte die Stadt Wien den Status eines Unesco-Weltkulturerbes verloren.

Jetzt befindet sich der Bahnhof, ein zentraler Verkehrsknotenpunkt an der Schwelle zum ersten Bezirk, im Baufinale. Gestern, Donnerstag, wurde die Dachgleiche gefeiert, im Oktober 2012 soll das 480 Mio. Euro teure Bauwerk fertig sein. Neben den Bahnhofsanlagen werden Büroetagen errichtet und – als Herzstück – ein riesiges Einkaufszentrum mit 30.000Quadratmeter Fläche.

Auf dieses neue Shoppingcenter gab es einen großen Ansturm. Nach Auskunft der Vermarkter sind zwar noch ein paar Restflächen frei, die großen Mieter stehen aber schon längst fest. „Es wird ein sehr attraktives Einkaufszentrum mit neuen Marken, die es in Österreich noch nicht gibt“, schwärmt Michael Zöchling, Geschäftsführer der Immobilienfirma Bareal, die das Großprojekt Wien-Mitte vermarktet. Welche Marken dies sind, will – oder besser: darf – Zöchling noch nicht verraten.

Wien Mitte wird jedenfalls für ein Einkaufszentrum einen außergewöhnlich hohen Restaurantanteil haben, so Zöchling. Der Bedarf sei jedenfalls da. Denn durch seine Lage am Eingang zur Innenstadt und durch seine Rolle als Verkehrsknotenpunkt mit zwei kreuzenden U-Bahnlinien werde Wien-Mitte immer mehr zu einem zentralen Wiener Treffpunkt, sagt der Bareal-Chef.

Tausende Unterschriften

Ein großes Streitthema war ursprünglich die Schließung des Landstraßer Marktes Anfang 2007. Eine Bürgerplattform wurde gegründet, tausende Unterschriften wurden geleistet, die Standler wehrten sich massiv. Doch während es bei der Grundsteinlegung des neuen Bahnhofs im Oktober 2007 noch heftige Proteste gegen die Marktschließung gab, ist der Wunsch nach einer Erhaltung heute verschwunden.

Das Marktamt führte damals mühsame Verhandlungen zwischen den Pächtern (den Standlern) und dem Einkaufszentrum. Mit dem Ergebnis, dass die 49 betroffenen Marktstandler üppige Abfindungen erhielten und für jene, die es wollten, neue Standorte gesucht wurden. „Ein paar bekamen Stände auf dem Meiselmarkt, dem Meidlinger Markt und dem Viktor-Adler-Markt. Andere übernahmen normale Geschäftslokale, zogen von Wien weg – oder sie gingen in Pension“, erzählt Alexander Hengl, der Sprecher des Marktamts.

Eine klassische Markthalle wird es in Wien-Mitte nicht geben. Allerdings kehrt sie in Form eines „Food Court“, in dem Nahversorger ihre Waren anbieten, zurück. Dieser wird am Eingang des neuen Einkaufszentrums platziert sein, so Zöchling. Die früheren Marktstandler hätten eine Einladung bekommen, dort wieder tätig zu werden. Nur „zwei oder drei“ zeigten sich interessiert.

Errichtet wird das Großprojekt von der Wien Mitte Immobilien Gmbh, die je zur Hälfte im Eigentum der BAI Bauträger Austria Immobilien und der UniCredit Bank steht. Die Planung lag in den Händen der Architekten Ortner&Ortner, Neumann+Steiner.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 18.11.2011)

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