Die Europäer haben ihre Käufe wegen der Eurokrise im dritten Quartal mehr als verdoppelt. Die Nachfrage der Zentralbanken ist gar um 550 Prozent gestiegen. Sie kaufen Gold als Währungsreserve.
Wien/Jil. Die Europäer haben im dritten Quartal 118 Tonnen Gold in Form von Münzen und Barren gekauft, berichtet das World Gold Council (WGC) in seinem neuesten Report. Das entspricht einem Anstieg von 135 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Grund für die starke Nachfrage nach der Ersatzwährung dürften Inflationsängste und wachsende Unsicherheit wegen der Eurokrise sein.
Rund 77 Tonnen Gold wurden weltweit für ETFs (Exchange Traded Funds) gekauft. Auch hier kommt die Hälfte der Nachfrage aus Europa. Global stieg die Investmentnachfrage nach Gold um ganze 33 Prozent innerhalb eines Jahres: Von den insgesamt verkauften 1202 Tonnen Gold wurden 468 Tonnen als Investment, 465 Tonnen als Schmuck, 148 Tonnen von Zentralbanken und 120 Tonnen von der Industrie gekauft.
Die Aufschlüsselung durch das WGC ist aber irreführend: In China und Indien wird Goldschmuck eher als Investment gekauft, aber als Schmucknachfrage verbucht.
China und Russland kaufen ein
Die Zentralbanken kaufen Gold definitiv als Währungsreserve. Nach Jahrzehnten sind die Notenbanken erst in den vergangenen Jahren wieder auf die Käuferseite gewechselt. Haben die Notenbanken in den vergangenen 15 Jahren durchschnittlich 400 Tonnen Gold jährlich auf den Markt geworfen, so greifen sie jetzt wieder zu. So ist die Notenbanken-Nachfrage im dritten Quartal um mehr als 550 Prozent gestiegen: von 22 auf 148 Tonnen. Offiziellen Zahlen zufolge beträgt die Gesamtmenge des jemals geförderten Goldes nur rund 160.000 Tonnen Gold. Seine Knappheit ist auch der Grund für die Beliebtheit in Zeiten von Inflation und Währungskrisen.
Welche Zentralbanken verstärkt Gold kaufen, weiß das WGC nicht. Beobachter vermuten China, Russland und andere Schwellenländer hinter den Goldkäufen.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 18.11.2011)