Unterwegs zum Modell Irland

Die Banken haben im Osten ein staatsgefährdendes Klumpenrisiko aufgebaut.

Die Eckdaten in aller Kürze: Österreichs Banken (einschließlich der Bank Austria) haben in Osteuropa rund 300 Mrd. Euro (also mehr als das österreichische BIP) an Krediten „draußen“. Einen nicht geringen Teil davon in Fremdwährungsfinanzierungen mit Tilgungsträgern. Ein Modell, das ein heimischer Notenbanker im Gespräch mit der „Presse“ kürzlich als „nichts anderes als hochspekulative Zinsgeschäfte, wie sie normalerweise Hedgefonds betreiben“, bezeichnet hat.

Schlimmer noch: Der Anteil der „faulen“, also derzeit nicht bedienten, Kredite liegt in den wichtigsten Ostmärkten zwischen sechs und 40 Prozent. Wer eins und eins zusammenzählen kann, sieht schnell: Wenn in der Region jetzt etwas Größeres passiert, dann droht uns hier in Österreich eine bankeninduzierte Staatspleite nach dem Modell Irland.

Die Entscheidung der Banken, massiv nach Osteuropa zu gehen, war richtig. Dort ein derartiges hochspekulatives Klumpenrisiko mit Gefährdungspotenzial für die gesamte Republik aufzubauen dagegen zumindest grob fahrlässig.

Kein Wunder, dass da auch bei Notenbankern und Finanzmarktaufsehern die Nerven zu flattern beginnen. Die schärferen Kapitalvorschriften für die Osteuropa-Aktivitäten werden das Problem zwar nicht lösen. Sie sind aber einmal ein guter Anfang.

josef.urschitz@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 22.11.2011)

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