„Fan-Invasion“ auf Facebook: SPÖ übt Schadensbegrenzung

(c) APA/HERBERT PFARRHOFER (HERBERT PFARRHOFER)
  • Drucken

Kanzlerpartei vermutet Polit-Konkurrenz hinter falschen Facebook-Fans - und will diese rasch loswerden. Kanzler-Web-Team steht unter Druck seit publik wurde, dass Teil der Facebook-Fans nicht echt sein dürfte.

Wien. Am Montag holte das „team bundeskanzler“ auf der Facebook-Seite des Kanzlers zum Befreiungsschlag aus: „Dankenswerterweise wird diese Seite gerade von einer Fan-Invasion heimgesucht. Leider handelt es sich dabei offenbar um gekaufte Fans, die uns irgendjemand unaufgefordert spendiert hat. Inzwischen gibt es ja jede Menge Firmen, die solche Fake-Fans besorgen. Wir bemühen uns, die Leute so rasch wie möglich wieder loszuwerden“,postete da das Web-Team Werner Faymanns (SPÖ). Und erntete umgehend Kritik: „Lächerliche Ausrede“, so kommentierte das etwa User Fretz K., und Userin Simone H. meinte: „Ihr seid so schlecht. Wollt ihr nicht aufgeben?“

Fest steht: Das Web-Team des Kanzlers um Angelika Feigl steht unter gewaltigem Druck seit publik wurde, dass ein Teil der 5300 Facebook-Fans des Kanzlers nicht echt sein dürfte: Profile – samt Jubel-Postings – seien schlicht erfunden worden, so der Vorwurf; man habe wohl den Facebook-Auftritt Faymanns etwas „aufpolieren“ wollen.

Jetzt tobt in der SPÖ dem Vernehmen nach „Krieg“, wer denn für das Fake-Debakel verantwortlich sei: etwa wohlmeinende Leute aus den eigenen Reihen? SPÖ-Sprecher Oliver Wagner wehrt ab: Die SPÖ müsste „ziemlich dumm sein, wenn man das selbst anlegt“, sagte er zur „Presse“. „Weil man ja auch weiß, dass man irgendwann auffliegt.“ Vielmehr habe er die Polit-Konkurrenz im Verdacht.

Dass Parteizentralen immer wieder Mitarbeiter darauf ansetzen, ihren Online-Auftritt – und den ihrer Gegner – durch einseitige Postings zu lenken, wird unterdessen von mehreren Seiten bestätigt. Das „team bundeskanzler“ verlinkte in seinem Eintrag gar zu einem Angebot auf ebay.at: „100.000 Facebook-Fans um 1995,00 Euro“. Der Kanzler und seine Partei würden derlei aber natürlich ablehnen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 22.11.2011)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Jeanne Sofortige Schliessung KanzlerFacebooks
Medien

Jeannée: "Sofortige Schließung des Kanzler-Facebooks"

"Auf die Internet-Müllhalde mit dem Mist", der "Krone"-Kolumnist Jeannée wettert gegen das Facebook-Profil des Kanzlers. Auch rät er Faymann, Bundesgeschäftsführerin Laura "Rudas auf's Abstellgleis" zu schieben".
MINISTERRAT: FAYMANN / FEIGL
Politik

Feigl: "Sind das zu bürokratisch angegangen"

Interview. Die Social-Media-Beauftragte des Kanzlers, Angelika Feigl, über das „PR-Debakel" Faymanns im Web, gefälschte Profile, „Failmann" - und mehr Einblick hinter die Kulissen.
Bericht Faymanns Freunde schreiben
Internet

Gefälschte Leserbriefe zugunsten der SPÖ: Partei prüft

Falsche „Freunde" schrieben auch in Printprodukten pro Faymann und Darabos. Die SPÖ distanziert sich strikt davon.
Bericht Faymanns falsche Freunde
Internet

Facebook: Wieder "Fan-Invasion" auf Faymann-Seite

Auf die Facebook-Seite des Kanzlers gibt es erneut einen Ansturm "gekaufter Fans" - teilweise sogar mit Namen aus der Porno-Branche. Faymanns Team: "Die hat uns irgendjemand ungefragt spendiert."
Der Onlineauftritt des Bundeskanzlers ist bisher nicht wirklich geglückt
Politik

Faymanns PR-Pleite: Eine Facebookseite ist kein Inserat

Analyse. Alles falsch gemacht? Warum der Onlineauftritt des Bundeskanzlers bisher scheitert.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.