Pensionen: "Frauen dürfen nicht die Zeche zahlen"

INTERVIEW: BM HEINISCH-HOSEK
INTERVIEW: BM HEINISCH-HOSEK(c) APA/ROLAND SCHLAGER (Roland Schlager)
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Wirtschaftsminister Mitterlehner will das Frauenpensionsalter anheben, Frauenministerin Heinisch-Hosek warnt vor einer verfrühten Debatte. Die SPÖ-Frauen planen eine Resolution gegen das frühere Angleichen.

Die Debatte um ein früheres Angleichen des gesetzlichen Frauen-Pensionsantrittsalters an jenes der Männer ist für Frauenministerin Gabriele Heinisch-Hosek (SPÖ) "viel zu früh". Bevor es dazu komme, seien noch "viele Gleichstellungsschritte" zu absolvieren, sagte sie gegenüber der APA und kündigte eine entsprechende Resolution der SPÖ-Frauen an. Diese möchte sie im Bundesparteivorstand diskutieren.

"Dass Frauen die Zeche zahlen, ist nicht einzusehen", so Heinisch-Hosek, die sich durch ein früheres Angleichen auch keine großen positiven Effekte für das Budget erwartet. Sozialminister Rudolf Hundstorfer (SPÖ) zeige Verständnis für ihre Argumentation, so die Ministerin. Er hatte sich zuletzt "offen" für eine Diskussion über die Angleichung gezeigt.

Indes sprach sich Wirtschaftsminister Reinhold Mitterlehner (ÖVP) im Gespräch mit DiePresse für eine rasche Vereinheitlichung aus: Gehe es nach ihm, so würde das Pensionsalter der Frauen schon ab 2017 an jenes der Männer angeglichen werden.

Hosek: "Zynische Maßnahmen"

Heinisch-Hosek verwies dagegen auf den Beschluss zur Angleichung der Pensionsantrittsalter im Jahr 1992. Damals sei man von der völligen Gleichstellung der Geschlechter ausgegangen. "Knapp die Hälfte ist erledigt. Nach wie vor gibt es aber massive Benachteiligungen, die es nicht erlauben, über zynische Maßnahmen zu reden", so die Ministerin und spielte auf die mangelnden Chancen am Arbeitsmarkt oder die Kinderbetreuung an.

"Ich habe grundsätzlich Verständnis dafür, dass wenn die Regierung die Schuldenbremse beschließen möchte, alle einen Beitrag leisten müssen. Es ist aber absolut nicht einzusehen, dass das erste, was aufs Tapet kommt, die 'simple' Ansage zum früheren Anheben des Antrittsalters ist", meinte Heinisch-Hosek.

"Längeres Erwerbsleben, höhere Pension"

Knapp ein Drittel der Frauen gehe aus der Arbeitslosigkeit oder einem Langzeitkrankenstand heraus in die Pension. "Es braucht Überlegungen, wie man Frauen gesund bis zum gesetzlichen Antrittsalter im Arbeitsleben halten kann", betonte Heinisch-Hosek. Sie sehe vor allem die Wirtschaft gefordert. Auch Umschulungen älterer Arbeiternehmerinnen sind für sie vorstellbar. Ein längeres Erwerbsleben bringe schließlich auch eine höhere Pension.

Als "zynisch" bezeichnete sie das Argumentieren mit der Gerechtigkeit, zumal viele Frauen aufgrund von Krankheit oder Arbeitslosigkeit nicht einmal das gesetzliche Antrittsalter erreichen. Würden Frauen jedoch von Unternehmen aus dem Arbeitsleben "gedrängt", sei auch das zu hinterfragen. Die SPÖ-Frauen wollen daher, nach dem Vorbild der ÖGB-Frauen, in der kommenden Woche eine Resolution gegen das frühere Angleichen fassen.

(APA/Red.)

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