Banken im Osten: Subprime, made in Austria

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In den Boomjahren haben Österreichs Institute Kredite verklopft, ohne viel zu fragen. Das Modell kennt man freilich von irgendwo. Die US-Hypothekenfinanzierer zogen die Weltwirtschaft damit 2008 in den Abgrund.

Wien/Ju. Der Werbespot lief 2006 im ungarischen TV und liefert einen kleinen Hinweis darauf, wie die aktuellen Probleme der österreichischen Banken mit ihren Kreditnehmern in Osteuropa auch zustande gekommen sein könnten: Ein Paar fragt die Bankberaterin nach einem Immobilienkredit. Er sagt: „Mein Einkommen ist...“, doch die Bankberaterin hört nicht hin und klopft sich auf die Ohren. Er versucht es noch zwei Mal. Dieselbe Reaktion bei der Bankberaterin. Dann die Erklärung: „Uns interessiert Ihr monatliches Einkommen nicht. Das Einzige, das zählt, ist der Wert der Immobilie. Sie können die Finanzierung Ihrer Wohnung innerhalb von zehn Tagen haben.“ Nachsatz: „Raiffeisen Bank – es geht leichter mit uns“.

Der (übrigens mit einem Effi-Werbepreis ausgezeichnete) Spot der ungarischen Tochter von Raiffeisen International ist derzeit ein Renner in YouTube (www.youtube.com/watch?v=OjXl61uKq8c&feature=youtu.be). Raiffeisen selbst würde den Spot „aus heutiger Sicht und mit heutigem Wissen kritisch hinterfragen“. Aber damals war die Ost-Bonanza voll im Gange, alle Banken erzielten dort hohe Gewinne. Und alle warfen mit Krediten nach diesem Muster um sich, ohne sich groß um das Einkommen ihrer Schuldner zu kümmern.

Das Modell kennt man freilich von irgendwo. Genau: Subprime. Die US-Hypothekenfinanzierer zogen die Weltwirtschaft damit 2008 in den Abgrund. Und jetzt werden die österreichischen Banken offenbar von ihrer hausgestrickten Subprime-Krise in Osteuropa eingeholt.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 25.11.2011)

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