Dänemark: Exklusive Frauenzimmer gelten als „Männerdiskriminierung“

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Der dänische Gleichstellungsausschuss hat dieser Tage der Klage eines männlichen Gastes recht gegeben und verbietet Frauenetage in einem Kopenhagener Hotel. Urteil hat ein gewaltiges öffentliches Echo ausgelöst.

Wer aus dem Aufzug des Kopenhagener „Bella Sky Hotels“ im 17. Stock aussteigen will, steht vor einer geschlossenen Tür – sofern er ein Er ist. Frauen hingegen können eine spezielle Liftkarte bekommen, dank der sich der Sesam für sie öffnet.
Dahinter liegt nämlich, männlichen Blicken verborgen, eine exklusive „Frauenoase“ – mit Zimmern, die durchgehend mit Badewanne und extra weichen Kissen ausgestattet sind, mit Topfpflanzen und extra starken Haartrocknern, mit Bügeleisen und einer Minibar mit Ökosäften und Schokolade. Aber ohne starken Alkohol. Und ohne Pornos im Filmkanal.
Noch gibt es diese „Frauenetage“ im Bella Sky, aber vielleicht nicht mehr lange: Der dänische Gleichstellungsausschuss hat nämlich dieser Tage der Klage eines männlichen Gastes recht gegeben und das von vielen Kundinnen bisher gern genützte Angebot schlicht als Diskriminierung gewertet. „Das Geschlecht ist das einzige Kriterium, das über den Zutritt entscheidet“, begründete die Vorsitzende des Gremiums, Tuk Bagger, das Urteil.
Das hat aber nun ein gewaltiges öffentliches Echo ausgelöst, und jetzt streiten die Däninnen und Dänen, ob dieser Entscheid ein rechter Blödsinn sei oder durchaus weise. Denn wenn schon solche Hotelzimmer-Restriktionen diskriminierend sind, was ist dann mit Frauenparkplätzen? Was mit Müttergruppen? Was mit der Damentoilette?

Migrantenfreie Zone akzeptabel?

Der Gleichstellungsausschuss verkomme zu einem „Departement für seltsame Dinge“, wettert die Frauenrechtlerin Jytte Larsen. Statt sich der wirklichen Probleme der Frauen anzunehmen, werde die gesamte Diskriminierungsdebatte dadurch ins Lächerliche gezogen. „Diese Frauenzone schadet ja schließlich keinem Mann und keiner Frau.“
Doch: „Würde man auch eine einwandererfreie Etage akzeptieren? Oder eine behindertenfreie?“, fragt hingegen die sozialistische Parlamentarierin Özlem Cekic, der auch das „stereotype Konzept“ der Frauenzone des Hotels missfällt: „Auch Männer mögen Badewannen und Schokolade.“

„Männerstockwerk mit Zigarren“

Gleiches Recht für alle fordert auch Pia Adelsteen von der rechten Dänischen Volkspartei: „Wenn man eine Etage mit extra Fön und ohne Porno macht, muss es auch ein Männerstockwerk mit Hardcorefilmen und Zigarrenbar geben.“ Zudem: „Wenn Frauen einen Polterabend mit einem männlichen Stripper feiern wollen würden, dürfte er nicht rein. Das ist doch Unfug.“
„Es ist Payback Time“, konstatiert indes Geschlechtsforscher Hans Bonde. Lange hätten Feministinnen gegen Logen, Bars und Clubs gekämpft, die ihnen verwehrt waren. „Jetzt drehen die Männer den Spieß um.“
Hotelchef Arne Bang Mikkelsen will sich dem Urteil des Gleichstellungsausschusses unterdessen vorerst nicht beugen. „Wie wir unsere Zimmer verteilen, bestimmen immer noch wir. Männer müssen ja auch nicht unbedingt in den 17. Stock. Wir haben 792 andere Räume für sie“, sagt er und kann ein Schmunzeln nicht verbergen: Als er die Frauenzimmer heuer einrichtete, gab ihm das viel Gratisreklame. Und jetzt bringt der Streit darüber sein Haus erneut in die Schlagzeilen.

Auf einen Blick

Das „Bella Sky Comwell“ in Kopenhagen ist ein schickes Designhotel südlich des Zentrums und mit 812 Zimmern auf 23 Etagen nach eigenen Angaben das größte Hotel Skandinaviens. Der 17. Stock ist nur für Frauen reserviert, die Zimmer dort sind auch besonders eingerichtet. (www.bellaskycomwell.dk)

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