Amerlinghaus gerettet – für ein Jahr

(c) FABRY Clemens
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Das Amerlinghaus erhält 260.000 Euro Subventionen für 2012. Eine Entschuldung des Hauses am Spittelberg ist an ein neues Konzept gekoppelt. Die für Dienstag angekündigte Demonstration soll dennoch stattfinden.

Wien. Das Amerlinghaus muss doch nicht zusperren – zumindest nicht im Jahr 2012. Für kommendes Jahr sind Subventionen in der Höhe von 260.000 Euro so gut wie fix. Am Mittwoch sollen diese im Gemeinderat beschlossen werden. Was mit den 150.000 Euro Schulden, die sich in den letzten Jahren angehäuft haben, passieren soll, ist allerdings noch offen.

Mehr als 50 Gruppen sind im Amerlinghaus am Wiener Spittelberg untergebracht – vom Aktiven Zentrum, das sich um die Zielgruppe 50plus kümmert über Kindergruppen bis zur Roma-Musikschule. In den letzten Jahren erhielt der Verein jährlich 250.000 Euro Subventionen von der Stadt. „Das reicht gerade für Personalkosten und die Miete“, sagt Axel Bettelheim, Kassier des Vereins.

Mit Kündigung bedroht

Eine Vollzeitkraft und drei Teilzeitkräfte sind im Amerlinghaus angestellt. Jährlich fallen 57.000 Euro Miete an. Das Haus gehört der Stadt Wien, die Gesiba verwaltet es. „Geld für notwendige Sanierungsarbeiten ist da nicht mehr drinnen“, so Renate Nahar vom Amerlinghaus. Als Grund für die angehäuften Schulden nennt sie fehlende Inflationsanpassungen der Subventionen. „Seit 2004 gab es keine Inflationsanpassung mehr. Es wird aber alles teurer“, sagt auch ihre Kollegin Claudia Totschnig. Sanierungsarbeiten – größere wie kleinere – seien allerdings dringend notwendig. Immerhin wurde zuletzt in den 1970er-Jahren saniert. In den letzten Monaten wurde wegen offener Rechnungen der Strom abgedreht, die Heizung gibt hin und wieder von selbst den Geist auf. Dazu wurde vonseiten der Stadt mit Räumungsklagen wegen Mietrückständen gedroht.

Jetzt dürfte sich die Stimmung zwischen Stadt und Verein wieder gebessert haben. Die rot-grüne Stadtregierung will am Mittwoch im Gemeinderat Subventionen für 2012 in der Höhe von 260.000 Euro zustimmen. Für eine Entschuldung verlangt die zuständige MA13 allerdings eine Neukonzeptionierung des Vereins. Martina Schmied, Leiterin der MA13, versteht darunter nicht nur einen Plan für die finanzielle Sanierung, sondern auch eine „Neukonzeptionierung des Inhalts“. Davon hält wiederum das Amerlinghaus wenig.

Heute Demo

„Wir verschließen uns keinen Gesprächen. Wir sind ja mit dem Status quo unzufrieden. Aber eine Umstrukturierung oder eine Auslagerung von Gruppen würde der Niederschwelligkeit des Vereins widersprechen“, sagt Nahar.

Alex Bettelheim befürchtet gar, dass man – sollte es hinsichtlich der Entschuldung keine Unterstützung geben – in einem Jahr vor demselben Problem stehen wird. Sollten sich Stadt und Verein allerdings einigen, dürfte es ab Juli 2012 Geld in der Höhe von 181.000 Euro geben. „Dieses Geld soll zumindest zur Verfügung gestellt werden. Ob es eingesetzt wird, wird sich dann je nach Konzept zeigen“, sagt die grüne Bildungssprecherin Martina Wurzer.

Die für Dienstag angekündigte Demonstration unter dem Motto „Amerlinghaus bleibt“ soll dennoch stattfinden. Damit die eben erst beruhigte Stimmung nicht wieder umschlägt, will man aber eher allgemein für mehr Freiräume in der Stadt demonstrieren.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 29.11.2011)

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