Die Therapie klingt vielversprechend

Therapie klingt vielversprechend
Therapie klingt vielversprechend(c) www.fauner-consulting.at
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Eine Altbauwohnung, eine Wohnungsbesichtigung ohne und doch mit Kaffee. Die zehnteilige Web-Only-Serie „Fauner Consulting“ beginnt herausragend gut.

WEB-KRITIK François Fauner lebt im Auto und hat kein Geld. Er will Menschen beraten, mit ihnen reden, weil „Menschen haben immer das Bedürfnis zu reden. Es liegt nur an den Gesprächspartnern, dass sie es nicht tun“, sagt er. Und das ist nicht das Schlechteste für den Zuseher. Schon das erste Gespräch in der neuen Web-Only-Serie „Fauner Consulting“ ist kurzweilig, hat spröden Witz mit einer Prise Wiener Schmäh.

Der verschrobene Therapeut Fauner (gespielt von Manuel Rubey, der mit Georg Weissgram für Drehbuch und Produktion der Low-Budget-Serie zeichnet) interessiert sich für das Zimmer, das der Schnösel Konrad Claus junior (sehr gut: Matthias Franz Stein) in der Innenstadtwohnung seines Großvaters, eines berühmten Wiener Sozialforschers und Verhaltenspsychologen, vermieten will, nur aus Jux, um den Vater zu ärgern.

„Wollen Sie einen Kaffee?“, fragt der Hausherr mit einer Tasse in der Hand. „Gern“, antwortet der Besucher. „Ah so, das tut mir jetzt leid, das ist der Letzte, ich müsst' einen Neuen hinstellen. Ich wollte nicht unhöflich sein, aber ich hab' nicht damit gerechnet, dass Sie einen wollen.“ So geht das eine Weile hin und her zwischen den zwei jungen Herren (sie trinken später doch Kaffee). Jeder Satz sitzt, jede sarkastische Spitze trifft. Das ist Unterhaltung, die vergnüglich stimmt. Der Wermutstropfen: Die erste Folge ist nach zwölf Minuten vorbei. Ob Fauner den Salon in der Innenstadtwohnung bekommt und dort seine Klienten empfangen wird, erfährt der Zuseher vermutlich heute, Dienstag. Da wird pünktlich zum Hauptabendprogramm um 20.15Uhr die nächste Folge auf www.fauner-consulting.at hochgeladen.

Schon nach dem Auftakt der zehnteiligen Serie steht aber fest: Gute Geschichten kann man nicht nur im Fernsehen erzählen – und viel Geld braucht man für intelligente Unterhaltung mit Humor auch nicht.

E-Mails an: anna-maria.wallner@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 29.11.2011)

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