Nach der Erstürmung der britischen Botschaft in Teheran, ziehen immer mehr Länder ihre Vertreter aus dem Iran ab. Die EU berät über harte Sanktionen gegen Teheran und Damaskus.
Das iranische Regime hat die Entscheidung Großbritanniens, alle iranischen Diplomaten auszuweisen, als überhastet bezeichnet, gleichzeitig aber im Gegenzug alle britischen Diplomaten aus dem Iran ausgewiesen. Teheran bedauere den Schritt Londons, sagte Außenamtssprecher Ramin Mehmanparast am Abend in Teheran. Er nannte die Erstürmung der britischen Botschaft am Vortag durch iranische Studenten eine unvorhersehbare Aktion einiger wütender Demonstranten. Die Behörden hätten bereits eine Untersuchung eingeleitet.
Die Agentur Mehr zitierte den Außenamtssprecher weiter mit den Worten, der Iran sei nun gezwungen, mit der Ausweisung aller britischen Diplomaten zu reagieren. Zuvor hatte die Agentur Fars bereits berichtet, der Iran weise alle britischen Diplomaten aus. Sie müssten das Land "binnen Stunden" verlassen.
Proteste und Botschafter-Abzug
Immer mehr Staaten ziehen ihre Botschafter aus dem Iran ab: Nach Großbritannien und Deutschland rufen nun auch Frankreich und die Niederlande aus Protest gegen die Erstürmung der britischen Botschaft in Teheran ihre diplomatischen Vertreter zu Konsultationen zurück.
Das Außenministerium in Paris teilte am Mittwoch außerdem mit, dass auch der Geschäftsträger der iranischen Botschaft ins Pariser Außenamt vorgeladen worden sei, um Frankreichs Protest entgegenzunehmen. Schon am Dienstag hatte Außenminister Alain Juppé den Vorfall scharf verurteilt
In Bern haben unterdessen am Mittwoch zwei junge Männer Brandsätze und Steine gegen die iranische Botschaft geworfen. Am Gebäude entstand kein Sachschaden, dafür aber an einigen vorbeifahrenden Autos. Polizisten und Sicherheitskräfte der Botschaft nahmen die beiden Männer vorübergehend fest.
EU: Weitere Sanktionen gegen Iran
Als Reaktion auf den Sturm auf die Botschaft werden am die Außenminister der Europäischen Union über die Beziehungen zum Iran beraten. Schon vor den Zwischenfällen war geplant, dass die Minister sich mit dem Bericht der Internationalen Atomenergieorganisation IAEA über ein mögliches Atomwaffenprogramm des Irans befassen.
Bei dem Treffen in Brüssel sollen als Reaktion auf den IAEA-Bericht die Sanktionen gegen Teheran ausgeweitet werden. Es geht um zusätzliche 37 Einreiseverbote gegen Führungspersönlichkeiten des iranischen Regimes und Maßnahmen gegen 143 Organisationen oder Unternehmen. Über wesentlich schärfere Sanktionen wird nur geredet, aber noch nicht entschieden: Dabei geht es vor allem um ein mögliches Importverbot für Öleinfuhren aus dem Iran oder ein Verbot von Geschäften mit der iranischen Zentralbank.
Die Außenminister werden auch massive Sanktionen gegen die Regierung des syrischen Präsidenten Bashar al-Assad beraten. Unter anderem soll die Lieferung von Ausrüstung für den Öl- und Gassektor ebenso verboten werden wie die Beteiligung am Bau von Kraftwerken oder neue Gemeinschaftsunternehmen zwischen syrischen und europäischen Banken.
(Ag.)