Programm liest SMS auf 150 Millionen Handys mit

CHINA SMART PHONES
CHINA SMART PHONES(c) EPA (Diego Azubel)
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Apple, Google Android, Blackberry: Kaum ein Gerät bleibt von der neugierigen Software Carrier IQ verschont, die sogar SMS mitlesen kann.

Carrier IQ ist eine Analysesoftware, die abgebrochene und schlechte Verbindungen auf Handys identifizieren soll. Als solche wird sie auf zahlreichen Geräten eingesetzt - meist von Mobilfunkern vorinstalliert. Nun hat der Sicherheitstechniker Trevor Eckhart herausgefunden, dass Carrier IQ ein bisschen mehr kann als gedacht. Das Programm liest offenbar auch Tastatureingaben, empfangene Nachrichten und den Standort mit. 

Betroffen sind laut Eckart Smartphones mit Google Android und Blackberry OS und auch auf dem iPhone wurden bereits Hinweise darauf gefunden. Carrier IQ rühmt sich, seine Software auf mehr als 150 Millionen Geräten weltweit installiert zu haben.

Schuld auf die Mobilfunker geschoben

Die Gerätehersteller schieben die Schuld auf die Mobilfunker. Blackberry-Hersteller RIM hat auf Nachfrage des Wall-Street-Journal-Blogs All Things Digital erklärt, dass man von Carrier IQ wisse, dass das Programm ohne Einverständnis der Nutzer installiert werde, dass dafür allerdings die Mobilfunker zuständig seien. HTC hat dem Blog gar gesagt, dass einige Mobilfunker Carrier IQ verlangen. Man versuche Nutzern eine Möglichkeit anzubieten, Carrier IQ abzuschalten. Auch Google wies jegliche Verbindung zu Carrier IQ zurück und Apple gestand ein, die Software genutzt zu haben und kündigte ein Update an, das Carrier IQ von iPhones verbannen soll.

Österreich: Mobilfunker nutzen Carrier IQ nicht

Auf Nachfrage von DiePresse.com gab sich der Mobilfunker A1 unschuldig. Man verfüge über keinerlei Daten aus dem Programm Carrier IQ und habe daran auch kein Interesse, teilte ein Sprecher mit. Um zu klären, ob das Programm auf Geräten aus dem A1-Portfolio installiert ist, habe man sich an die Hersteller gewendet. Der Mobilfunker 3 wies ebenfalls auf Anfrage jegliche Verwendung "dieser oder ähnlicher" Software zurück. T-Mobile Austria setzt die Software genauso wie die Mutter Deutsche Telekom nicht ein, erklärte eine Sprecherin auf Anfrage von DiePresse.com. T-Mobile schloss jedoch nicht aus, dass Carrier IQ auf Geräten installiert sein könnte. "Sollte sie zum Einsatz kommen, werden die dort erfassten Daten nicht von der Deutschen Telekom bzw. von T-Mobile Austria erfasst und ausgewertet", hieß es. Man werde mit den Herstellern Kontakt aufnehmen, um das Vorhandensein des Programms zu klären. Orange erklärte ebenfalls, die Software nicht auf Geräten vorinstallieren zu lassen. Man untersuche die Angelegenheit.

Android-App spürt Carrier IQ auf

Findige Programmierer haben inzwischen Wege gefunden, die Software aufzuspüren. Im Android Market existiert inzwischen der Voodoo Carrier IQ Detector. Der Entwickler mahnt aber zur Vorsicht. Die Ergebnisse seien noch nicht komplett verlässlich. Auf einem in Österreich gekauften Nexus S zeigte die App im DiePresse.com-Selbstversuch auf jeden Fall keine Installation der umstrittenen Software an. Das bestätigt Berichte, laut denen die Nexus-Reihe ohne Carrier IQ ausgeliefert wird.

(Red. )

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