Die Zufriedenheit der Regierung und der Beamtenvertreter mit dem Gehaltsabschluss ist ziemlich kurzsichtig.
Das oberste Ziel bei der Gehaltsrunde für die Beamten war für Regierung und Gewerkschafter offensichtlich, die Vereinbarung noch vor der weihnachtlichen Parlamentspause am morgigen Mittwoch durch das Hohe Haus zu bugsieren. Die Regierungsspitze wollte keine demonstrierenden öffentlich Bediensteten. Deren Vertretern ging es darum, dass jeder Mitarbeiter schon jetzt ausrechnen kann, wie viel mehr Bruttogehalt er 2012 bekommt, auch wenn die Erhöhung erst ab Februar gezahlt wird.
Die Forderung des Chefs der Beamtengewerkschaft, Fritz Neugebauer, zu Verhandlungsbeginn war mit 4,65 Prozent derart überzogen, dass zigtausende Beamte und Vertragsbedienstete als Nimmersatts dastanden, denen das wirtschaftliche Umfeld und die Schuldenprobleme in Europa egal sind. Die Beamten werden jetzt einwenden, mit der Erhöhung um im Schnitt 2,95 Prozent werde lediglich die Inflation abgegolten. Stimmt. Dabei lassen sie freilich außer Acht, dass automatische Gehaltsvorrückungen alle zwei Jahre dazukommen und dass sie einen weitgehend sicheren Arbeitsplatz haben.
Mit der von Regierung und Gewerkschaftern zur Schau gestellten Zufriedenheit könnte es bald vorbei sein. Die Beamten haben selbst erlebt, dass dem üppigen 3,55-Prozent-Gehaltsabschluss für 2009 magere 0,9 Prozent 2010 folgten. Für die Regierung besteht kein Anlass zum Jubel: Sie muss die Mehrkosten durch andere Einsparungen – die auch Beamte treffen – hereinbringen.
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("Die Presse", Print-Ausgabe, 06.12.2011)