Kampf um Präpositionen - wenn Worte die Welt bedeuten

Heute beginnt das sogenannte "High-Level"-Segment. 12 Staatschefs und 130 Minister sind angereist und halten jeweils kurze Reden. Während...

Heute beginnt das sogenannte "High-Level"-Segment. 12 Staatschefs und 130 Minister sind angereist und halten jeweils kurze Reden. Während Politikerreden betont unverbindlich gehalten sind, sollte das bei Vertragstexten normalerweise anders sein - und dennoch:  In der Zwischenzeit ist ein Gerangel um die Bedeutung von Worten ausgebrochen, genauer um die Bedeutung der Präposition "by". Es wird zwar hier keine neue Rechtschreibreform verhandelt, aber trotzdem ist um dieses Wörtchen jetzt ein heftiger Streit um seine Interpretation ausgebrochen. Dazu muss man wissen, dass es um Geld geht - und dann sieht man eben genauer hin. So steht in den Beschlüssen der letzten Klimakonferenz in Mexiko der Satz, dass die Industriestaaten "by" 2020 pro Jahr 100 Milliarden US-Doller locker machen um Entwicklungsländern beim Kampf gegen die Klimakrise zu helfen. Aber was heißt das jetzt konkret? Folgende Optionen stehen zur Auswahl:

a) Jedes Jahr hundert Milliarden, also ab 2012, etc..bis 2020. (das fordern die Entwicklungsländer)

b) Jedes Jahr einen ansteigenden Betrag bis man 2020 bei hundert Milliarden hält, (so versteht die EU "by") oder

c) jedes Jahr ab sofort nix, aber ab 2020 dann hundert Milliarden jährlich. (der nicht besonders nette Vorschlag der USA)

Option d) gibts nicht, wir sind ja nicht bei der Millionenshow. Für Afrika bedeutet die Interpretation der Präpositon "by" aber die Welt, nämlich ob es einen Fonds geben wird, der ab sofort denjenigen hilft, die es am meisten brauchen oder ob man noch zehn Jahre weiter zusieht, wie der Kontinent - unter anderem - von den Folgen der globalen Erwärmung gebeutelt wird. 


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