Nach den zwei Anschlägen der Gruppe FAI jagen die italienischen Ermittler nach einer dritten Bombe. Im Vorfeld hatte die Anarchisten vor drei "Explosionen" gewarnt.
Nachdem sich die linksextremistische italienische Anarchistengruppe FAI (Federazione Anarchica Informale) zu dem Paketbombenanschlag auf den Chef der italienischen Steuereinzugsgesellschaft Equitalia am Freitag in Rom bekannt hat, jagen die Ermittler nach einer weiteren Paketbombe. Die Postämter in Italien wurden strengen Kontrollen unterzogen, berichteten italienische Medien am Sonntag.
Sicherheitsvorkehrungen wurden auch in Bankfilialen ergriffen. Die FAI, die sich auch zu dem am Mittwoch vereitelten Briefbombenanschlag auf Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann bekannt hat, hatte erklärt, insgesamt drei Paketbomben verschickt zu haben.
Die Briefbomben an Ackermann und an den Equitalia-Chef Marco Cuccagna waren in Mailand aufgegeben worden. Die Ermittlungen konzentrieren sich im norditalienischen Raum. Versendet wurden ähnliche gelbe Kuverte mit Sprengstoff und Metallfragmenten. Sie enthielten das selbe Bekennerschreiben, wie italienische Medien berichteten. Darin wurde vor "drei Explosionen gegen Banken, Bankiers, Zecken und Blutsauger" und auch gegen Politiker gewarnt.
Besorgniserregendes Signal
Die Briefbombe an den Equitalia-Chef sei ein besorgniserregendes Signal, warnte Innenministerin Anna Maria Cancellieri. Inzwischen bessert sich der Zustand Cuccagnas, der mit Arm- und Augenverletzungen im Spital in Rom liegt. 200 Glassplitter wurden dem Manager aus den Augen entfernt. Auch an der Hand wurde er operiert. "Es hätte viel schlimmer enden können", sagte Cuccagna in einem TV-Interview.
Verbindungen könnten zwischen der FAI und jenen Anarchisten bestehen, die im Dezember 2003 dem damaligen EU-Kommissionschef Romano Prodi eine Briefbombe in seine Wohnung in Bologna zugeschickt hatte. Die Briefbombe war in Prodis Hände explodiert, hatte ihn jedoch nur leicht verletzt. Anarchistische Untergrundorganisationen hatten 2003 aus Bologna auch Briefbomben an den Präsidenten der Europäischen Zentralbank, Jean-Claude Trichet, an den Sitz von Eurojust in Den Haag und an andere EU-Abgeordnete gesendet. Verletzt wurde auch hier niemand.
Schon seit drei Jahren sorgen die Anarchistengruppen mit Briefbombenanschlägen in der Weihnachtszeit für Aufruhr in Italien. Im Dezember 2010 wurden in Rom Paketbomben an die Botschaften der Schweiz und Chiles gesendet, die explodierten und zwei Personen verletzten. Im Dezember 2009 wurde eine Briefbombe an die Mailänder Elite-Universität "Bocconi" geschickt, deren Präsident der amtierende italienische Premier Mario Monti ist.
(APA)