Die Regierung des Gastgeberlandes Südafrika versuchte bis zuletzt, ein Scheitern des Klimagipfels in der Hafenstadt Durban zu verhindern. In letzter Minute legte sie ein neues Kompromisspapier vor.
Durban. Südafrikas Außenministerin Maite Nkoana-Mashabane legte in der Nacht auf Samstag ein neues Papier vor, das einen Kompromiss in letzter Minute ermöglichen sollte. Bei den Verhandlungen geht es um einen Nachfolgevertrag des Kyoto-Protokolls, das Ende 2012 ausläuft. Es ist die bisher einzige verbindliche Vereinbarung, mit der der Ausstoß sogenannter Treibhausgase wie Kohlendioxid begrenzt wird. Diese Gase werden dafür verantwortlich gemacht, die durchschnittliche Temperatur auf der Erde zu erhöhen und so zu einem Klimawandel beizutragen.
Bei ärmeren Ländern und Vertretern der Europäischen Union stieß der südafrikanische Kompromissvorschlag auf Ablehnung: Sie kritisierten, dass unklar sei, wie der Kampf gegen den befürchteten Klimawandel bezahlt werden solle. Zudem gebe es keine Frist für die Festlegung von Klimazielen. Die EU hatte dafür gekämpft, dass bis spätestens 2015 eine neuer „Klimadeal“ ausgehandelt werden solle, der verbindliche Begrenzungen beim Ausstoß von Treibhausgasen festsetzt.
Die USA wollten sich aber nur dann zu verbindlichen Klimazielen verpflichten, wenn das alle Länder mit einem hohen Kohlendioxidausstoß tun. Staaten wie China und Indien sträubten sich jedoch dagegen, dieselben Ziele erfüllen zu müssen. Sie argumentierten, die traditionellen Industriestaaten seien in den vergangenen Jahrzehnten für den Großteil der Treibhausgasproduktion verantwortlich gewesen.
Zeit für Einigung lief ab. Weiterer Kritikpunkt an Südafrikas Kompromissdokument: Entscheidungen über den Beitrag der Luft- und Schifffahrtsbranche an der Begrenzung des Ausstoßes von Treibhausgasen werden auf das kommende Jahr verschoben.
Die Delegierten vieler Länder standen bereits kurz vor der Abreise, als das Papier vorgelegt wurde. Großbritanniens Vertreter Chris Huhne befürchtete deshalb am Samstagnachmittag, es bleibe nicht mehr genug Zeit, um darüber zu verhandeln.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 11.12.2011)