Blutbad in Lüttich: Leiche in Wohnung des Täters gefunden

Blutbad Luettich Leiche Wohnung
Blutbad Luettich Leiche Wohnung(c) Dapd (Timur Emek)
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Anstatt wegen eines Sittlichkeitsverbrechens vor Gericht zu erscheinen, zündete der 33-Jährige Sprengkörper im Zentrum von Lüttich. Drei Passanten und er starben. In der Wohnung des Täters wurde eine Frauenleiche entdeckt.

Mit einer Mahnwache hat Lüttich heute, einen Tag nach dem Blutbad in der Nähe eines Weihnachtsmarkts am Saint-Lambert-Platz, der Opfer gedacht. Blumen wurden am Tatort niedergelegt. "Lasst uns Lüttich als Stadt des Friedens leben", war auf einem Zettel zu lesen. Die Zahl der Toten ist angestiegen. Ein 17 Monate altes Kleinkind erlag am späten Dienstagabend seinen Verletzungen. Neben dem Amokläufer starben somit drei weitere Personen. Von den 125 Verletzten befanden sich nach Angaben der Staatsanwaltschaft noch mehrere in kritischem Zustand.  Eine 75-Jährige, die zunächst zu den Todesopfern gezählt wurde, befand sich noch mit schwersten Verletzungen im Krankenhaus.

Bei einer Durchsuchung in einem Depot des 33-jährigen Täters, das er unter anderem für seine Hanfpflanzungen genutzt hatte, wurde außerdem die Leiche einer Frau gefunden. Bei der 45-Jährigen handle es sich um eine Putzfrau, die bei der Nachbarin des 33-Jährigen tätig war, erklärte Generalstaatsanwalt Cedric Visart de Bocarme gegenüber dem belgischen Radio RTBF am Mittwoch. Es sei davon auszugehen, dass der 33-Jährige die Frau umgebracht habe, kurz bevor er sich auf den Weg zum Saint-Lambert-Platz gemacht habe, sagte de Bocarme.

Täter tötet sich mit Kopfschuss

Am Tag nach dem Blutbad ist weiterhin die Frage nach dem Motiv des 33-Jährigen offen. Der Amokläufer habe kein Schreiben hinterlassen, in dem er seine Tat erklärt habe, berichtete Staatsanwältin Danielle Reynders. Immerhin konnten die Umstände seines Todes geklärt werden. "Der Rechtsmediziner hat gesagt, er hat sich mitten in die Stirn geschossen", so Reynders weiter. Zuvor war unklar gewesen, ob der Täter sich selbst richtete oder durch eine Explosion ums Leben kam.

Am Dienstag war der 33-Jährige laut Staatsanwaltschaft zu einer Aussage vor Gericht geladen; dieses befindet sich in unmittelbarer Nähe zum Tatort. Es handle sich um den Vorwurf von Sittlichkeitsverbrechen, der am 13. November "in Form einer Klage gegen unbekannt" eingegangen sei. Nach Eingang der Klage konnte der 33-Jährige aufgrund eines am Tatort gefundenen Nummernschildes identifiziert werden.

Mindestens vier Explosionen

Anstatt dort zu erscheinen, zündete der 33-Jährige Granaten auf dem zentralen Platz von Lüttich und schoss um sich. „Wir kamen aus dem Gerichtsgebäude und sahen, wie ein Mann Handgranaten in eine Menschenmenge warf. Wir flüchteten zurück ins Gericht“, berichtet Hervé Taverne im belgischen Sender „Radio 1“. „Wir haben auch Gewehrschüsse gehört.“ Mindestens vier Explosionen seien zu hören gewesen, erzählten Augenzeugen weiter.

„Ich hörte einen Knall, als ich entlang des Place Saint Lambert fuhr. Erst dachte ich, da stimmt was nicht mit meinem Auto. Dann explodierte vor meinem Wagen eine Handgranate, Schüsse fielen. Ich sah, wie Menschen blutend zu Boden fielen, habe dann gestoppt, um ihnen zu helfen“, berichtete Dimitri Degryse, ein weiterer Zeuge. „Wir haben versucht, alle Verwundeten von der Straße wegzuholen, und riefen den Notarzt.“ Die Polizei riegelte die Innenstadt ab und wies die Menschen an, in den Geschäften zu bleiben.

Die Granaten und Waffen hatte er in einem Rucksack verstaut. Laut Polizei warf er „Thunderflash“-Granaten. Das sind indes keine militärischen Handgranaten mit Splitterwirkung, sondern so was wie sehr starke Böller; die stabförmigen Objekte werden vor allem bei sogenannten „Paintball“-Spielen eingesetzt.



Der 33-jährige Täter sei wegen Drogendelikten und illegalen Waffenbesitzes bei der Polizei aktenkundig gewesen, berichtete Reynders. Im September 2008 wurde er zu einer 58-monatigen Haftstrafe und einer Geldstrafe von 11.000 Euro wegen unerlaubten Waffenbesitzes und Drogenhandels verurteilt. Damals soll seine Wohnung ein regelrechtes Waffenlager gewesen sein, in dem auch Panzerfäuste lagen. Der Anwalt des 33-Jährigen sagte, sein Mandant sei durch die vielen Prozesse "verbraucht" gewesen und habe sich von der Polizei "belästigt" gefühlt.

(APA/Red.)

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