Studiengebühren: Uni-Steuer nun auch für ÖVP denkbar

Studiengebuehren UniSteuer auch fuer
Studiengebuehren UniSteuer auch fuer(c) APA (Roland Schlager)
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Die SPÖ will nun doch offiziell über neue Gebührenmodelle diskutieren. Unterrichtsministerin Schmied hält diese finanziell für wenig sinnvoll. Die Volkspartei begrüßt den Kurswechsel des Koalitionspartners.

Wien/J.n./Aich. Nachdem sich bei der SPÖ ein Kurswechsel in Sachen Studiengebühren abzeichnet, kann sich nun auch der Koalitionspartner ÖVP die Einführung einer Uni-Steuer – so wie sie von einigen SPÖ-Landesorganisationen vorgeschlagen wurde – vorstellen. Dass SPÖ-intern über die Wiedereinführung der Gebühren diskutiert werde, sei begrüßenswert, sagt Vizekanzler Michael Spindelegger (ÖVP) gestern, Dienstag, nach dem Ministerrat. Man könne auch darüber reden, eine solche Steuer von Personen einzuheben, die bereits über einen akademischen Abschluss verfügen.

Über konkrete Modelle will Spindelegger aber erst dann ausführlich diskutieren, wenn die SPÖ eine Grundsatzentscheidung gefällt hat. Diese wolle eine interne Debatte über verschiedene Studiengebühren- bzw. Darlehensmodelle führen, bestätigte Kanzler Werner Faymann (SPÖ) am Dienstag. Und das, obwohl sich die SPÖ bei ihrem Parteitag klar gegen die Wiedereinführung ausgesprochen hat. Solange die Gebühren keine Hürden für Studierende aus wirtschaftlich schwachen Familien schaffen, könne darüber diskutiert werden, so die Diktion des Kanzlers.

Die SPÖ-Spitzen in Kärnten und Niederösterreich haben ihre Präferenz bereits kundgetan. Anstelle von Studiengebühren könnten sie sich eine Uni-Steuer für Absolventen vorstellen. Die Kärntner SPÖ sprach sich für einen monatlichen „Akademikerzwanziger“ aus. Aus Niederösterreich heißt es: Topverdiener und Reiche sollten „einen größeren Beitrag zum Sozial- und Bildungssystem leisten“. Das betreffe natürlich auch Uni-Absolventen. Sobald Akademiker mehr als der Durchschnitt verdienen, sollen diese mittels einer zweckgebundenen Abgabe dazu beitragen, gute Studienbedingungen für ihre Nachfolger zu gewährleisten, so der niederösterreichische SPÖ-Landeschef, Sepp Leitner.

Der Bundeskanzler kann sich mit diesen Vorschlägen anfreunden: Immerhin brachte er das australische Kreditmodell als mögliches Vorbild für etwaige Gebühren ins Spiel. Auch dort übernimmt vorerst der Staat die Uni-Kosten. Rückzahlungen sind erst ab einer festgelegten Einkommensgrenze fällig. Ob ein Kreditsystem oder eine Akademikersteuer eingeführt werde, sei ohnehin nur eine „technische Frage“, so Unterrichtsministerin Claudia Schmied (SPÖ). Es handle sich bei beiden Optionen um Studiengebühren. Und dagegen habe sich die SPÖ mittels Parteitagsbeschluss klar ausgesprochen. Aber: Beim nächsten Parteigremium könne man zu einem anderen Schluss kommen.

Gebühren bringen nur 20 Mio. Euro

Finanziell gesehen würden Studiengebühren ohnehin nicht viel bringen, so Schmied. Ihren Berechnungen zufolge könne man nur rund 200 Millionen Euro jährlich lukrieren. Der notwendige Ausbau des Stipendiensystems sei mit 180 Millionen Euro zu beziffern. Bei einem Hochschulbudget von zwei Milliarden Euro sei ein Gewinn von 20 Millionen vergleichsweise gering. Dabei sei noch nicht einmal der bürokratische Aufwand miteinberechnet.

Wissenschaftsminister Karlheinz Töchterle (ÖVP) kann diese Kalkulation nicht nachvollziehen. Wie viel sich durch Studiengebühren lukrieren lasse, hänge von Beitragshöhe und Stipendiensystem ab. „Nach unseren Berechnungen käme auf jeden Fall mehr heraus“, so der Minister. Eine Uni-Steuer – wie von der SPÖ diskutiert – hält Töchterle nicht für zielführend.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 14.12.2011)

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