Frauen-Pensionen: "Diskussion ist zynisch"

Frauen-Pensionen: Allianz gegen frühere Anhebung
Frauen-Pensionen: Allianz gegen frühere Anhebung(c) Presse (Fabry Clemens)
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Eine Allianz von Frauenorganisationen wehrt sich gegen eine frühere Anhebung des Pensionsantrittsalters. Zuvor müsse ökonomische und gesellschaftliche Gleichstellung erreicht werden.

Eine Allianz von Frauenorganisationen hat sich am Mittwoch gegen eine frühere Angleichung des Frauen-Pensionsantrittsalters an jenes der Männer ausgesprochen. Bevor darüber diskutiert werden könne, müsse man Ungleichbehandlung etwa am Arbeitsmarkt ausschalten, erklärte ÖGB-Frauenchefin Brigitte Ruprecht.

"Wir sind uns einig. Wir sind ganz entschieden gegen eine Anhebung des Frauen-Pensionsalters, bevor nicht alle Bedingungen erledigt sind", die 1992 vereinbart wurden, betonte Christa Pölzlbauer, Vorsitzende des Österreichischen Frauenrings. "Die ökonomische und gesellschaftliche Gleichstellung ist nicht erreicht", sagte Traude Kogoj vom UFF - Frauenvolksbegehren. Noch immer belaufe sich die Einkommensschere auf bis zu 40 Prozent: "Das ist nicht duldbar."

Petra Unger von der "Plattform 20.000 Frauen" bezeichnete die Forderung nach einer früheren Angleichung sowie die Diskussion darüber "zynisch": "Wenn man ein ehrliches Interesse an höheren Frauenpensionen hätte, dann wäre die Wirtschaft und die Politik gefordert." Sie forderte bessere Kinderbetreuungsmöglichkeiten und höhere Löhne in der Erwerbszeit. "Wenn strukturell Benachteiligte gleich behandelt werden wie strukturell Begünstigte ist das keine Gleichbehandlung", betonte Unger.

"Legen uns nicht an den Strand"

2010 betrug die durchschnittliche Pensionshöhe für Frauen 786 Euro, für Männer 1288 Euro. "Wir legen uns mit den 700 Euro nicht an den Strand. Wir betreuen Enkelkinder, weil es keine Kinderbetreuung gibt und pflegen die Eltern oder die Eltern des Mannes. Die wenigen, die länger arbeiten, leisten sich dafür eine Migrantin, die noch schlechter gestellt ist", sagte Unger. 

Pölzlbauer hält die schrittweise Erhöhung des Frauen-Pensionsalters für richtig. Politik und Wirtschaft seien jedoch "ganz dringend" gefordert, sich um Gleichstellung im Beruf zu bemühen. Zudem brauche es eine gerechte Aufteilung der unbezahlten Arbeit.

Die Vertreterinnen wiesen auch darauf hin, dass Männer (58,9 Jahre) und Frauen (57,5) beim tatsächlichen Pensionsalter lediglich 1,4 Jahre auseinanderliegen. Dass viele Frauen länger als bis 60 Jahre arbeiten wollen, dies aber nicht dürfen, sei ein Mythos, sagte die Vorsitzende des Netzwerks Frauenberatung, Marion Breiter: "Es gibt vielleicht einige wenige, gut bezahlte, interessante Jobs für Frauen." Für die Mehrzahl der Betroffenen würde ein höheres Pensionsalter eine längere Arbeitslosigkeit bedeuten.

Nach derzeitiger Rechtslage soll ab 2024 die reguläre Alterspensionsgrenze jährlich um sechs Monate erhöht werden, um das Antrittsalter der Frauen an jenes der Männer anzugleichen. Die ÖVP-Frauen sprechen sich für eine frühere Angleichung aus. SPÖ-Sozialminister Rudolf Hundstorfer will eine "offene Diskussion".

(APA)

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