Schweine weniger lang im Kastenstand eingesperrt

Kastenstand Schweinezucht
Kastenstand Schweinezucht(c) APA/VÖS/HARALD KLEMM (V�s/harald Klemm)
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Ab 2013 müssen sich Muttersäue 266 statt wie bisher 205 Tage pro Jahr frei bewegen können. Die Bauern sollen Investitionssicherheit haben.

Nach monatelangen Diskussionen haben sich Landwirtschaftsminister Nikolaus Berlakovich (ÖVP) und Gesundheitsminister Alois Stöger (SPÖ) auf einen Kompromiss über die Kastenstandhaltung in der Schweinezucht geeinigt: Zuchtsauen müssen sich ab 1. Jänner 2013 insgesamt 266 statt wie bisher 205 Tage pro Jahr frei bewegen können.

Zusätzlich wurde den Schweinebauern, die bis 2013 investieren wollen bzw. müssen, Rechtssicherheit garantiert. Außerdem soll eine Fachstelle eingerichtet werden, die - unter der Aufsicht der Veterinärmedizinischen Universität - sowohl auf wissenschaftlicher als auch auf praktischer Ebene neue Erkenntnisse erzielen soll.

"Tierschutz weiterentwickeln"

Stöger bezeichnete die Einigung als "tragfähigen Kompromiss" und "Verhandlungserfolg für den Tierschutz". Es sei ein "emotional schwieriges Thema" gewesen und man habe "nach langem Ringen geschafft, ein Ergebnis darzustellen", so Stöger, der 2010 von der Volksanwaltschaft eine Missstandsmeldung erhalten hatte, in der kritisiert worden war, dass der Tierschutz im Bereich Schweinezucht nicht ausreichend wahrgenommen würde. "Nach gut einem Jahr intensiver Verhandlungen gibt es nun einen Kompromiss, mit dem wir die Vorreiterrolle im Tierschutz in Europa weiter ausbauen wollen." Stöger sprach von einer "drastischen" Reduktion der jährlichen Kastenstandstage für Muttersauen.

Es seien "Marathonverhandlungen" gewesen, sagte Berlakovich, und es seien "extreme Forderungen diverser Gruppen und vitale Interessen des Berufsstandes" zu berücksichtigen gewesen. Es sei wichtig gewesen, keine derart strengen Regelungen zu treffen, dass "von 9000 Betrieben 3000 bis 4000 sofort aufgehört" hätten, so der Landwirtschaftsminister. "Das hätte auf einem liberalisierten Markt keinen Sinn gehabt. Unser Ziel war es, die österreichische Produktion aufrechtzuerhalten, abzusichern und gleichzeitig den Tierschutz auf diesem Gebiet weiterzuentwickeln."

"Schnitzel soll österreichisch bleiben"

Für den Bereich der Abferkelbuchten wird laut Stöger bis Ende 2017 ein wissenschaftliches Projekt laufen, das von der neu eingerichteten, unabhängigen und an der Veterinärmedizinischen Universität angesiedelten Fachstelle bewertet werden soll. "Mein Ziel war es, die Kastenstände ab 2020 drastisch zu reduzieren. Jetzt geht es vielleicht sogar noch früher, das ist ein guter Verhandlungserfolg für den Tierschutz. Ich gehe davon aus, dass wir noch vor 2020 die Kastenstandstage von derzeit bis zu 365 Tagen im Jahr auf etwa 20 Tage pro Wurf senken können."

"Wir wollten, dass das Schnitzel auf jeden Fall österreichisch bleibt", bekräftigte Berlakovich. Man wollte keine "überzogenen Forderungen" realisieren, sondern entsprechende Übergangszeiten - eben bis 1. Jänner 2033. "Bauern sind keine Tierquäler. Deshalb bekennen wir uns zu einer Entwicklung mit Augenmaß. Und wir haben Tendenzen zur Radikalisierung eine Absage erteilt. Ein sofortiges Kastenstandsverbot hätte bedeutet, dass man das Tierleid importiert." Beide Minister gehen davon aus, dass mit dem erzielten Verhandlungsergebnis auch die Volksanwaltschaft zufrieden sei. Stöger: "Es war ein richtungsweisender Kompromiss."

"Diese Regelung ist ein Schritt in die richtige Richtung und stellt Weichen für eine bessere Tierhaltung in der Zukunft", so Martin Balluch, Obmann des Vereins gegen Tierfabriken (VGT). Kritik übte der VGT an den Übergangszeiten bis 1. Jänner 2033. "Eine Übergangsfrist von 21 Jahren ist bisher für Tierschutzverbesserungen überhaupt noch nie dagewesen. Statt Fortschritte zu beschleunigen, ist eine Tendenz zu immer langsamerem Vorgehen zu bemerken", kritisierte Balluch.

Kastenstand

Unmittelbar vor und in den Monaten nach der Geburt der Ferkel werden die Muttersäue in den Abferkelbuchten in Kastenstände eingesperrt. Diese sollen verhindern, dass sie sich auf die Ferkel legen. Gegner bezeichnen die Kastenstände als Tierquälerei, Befürworter warnen vor einem Anstieg der getöteten Ferkel.

(APA/Red.)

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