Trotz Krise: Deutliche Mehrheit erwartet Fortbestand des Euro

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Das Vertrauen der Bevölkerung in die Gemeinschaftswährung hat sich seit 2004 deutlich reduziert. Nur noch 40 Prozent der Österreicher setzen „sehr großes“ oder „großes“ Vertrauen in den Euro.

Wien/Wb. „Die Mehrheit der Österreicher ist optimistisch, dass die derzeitige Krise überwunden werden kann“, sagt Paul Schmidt, Generalsekretär der Gesellschaft für Europapolitik (ÖGfE). Er belegt dies mit einer jüngsten Umfrage seiner Organisation, wonach 68 Prozent der Österreicher „auf jeden Fall“ beziehungsweise „eher schon“ mit einem Fortbestand des Euro rechnen. 29 Prozent sind eher unsicher oder rechnen „sicher nicht“ mit einer Zukunft für die Währung. Das Vertrauen in den Euro ist allerdings rückläufig. Setzten im März 2010 nach der von den USA ausgegangenen Finanzkrise noch 70 Prozent der Österreicher „sehr großes“ oder „großes“ Vertrauen in den Euro, sind es heute nur noch 40 Prozent.

Der Euro galt nach Ausbruch der Lehmann-Pleite und ihren weltweiten Folgen als Garant für Stabilität in Europa. Erst mit den Schuldenproblemen in immer mehr Teilnehmerländern hat sich die Stimmung gedreht. Das Vertrauen ist gesunken. „Die Schuldenkrise, das politische Krisenmanagement, aber auch die mediale Lust am Untergang spiegeln sich in diesem Rückgang wider“, so Schmidt. Er verweist darauf, dass die Anzahl jener, die dem Euro gar nicht vertrauen, kaum gestiegen ist. Zehn Prozent haben derzeit „überhaupt kein Vertrauen“ in die Gemeinschaftswährung. Im Vergleich: 2004, zwei Jahre nach der Einführung des Eurobargelds, waren es acht Prozent gewesen.

Nach wie vor setzen die meisten Bürger bei der Bewältigung der Krise auf die EU. Das ergab eine am Donnerstag erschienene Eurobarometer-Umfrage. 23 Prozent setzen auf die EU, 20 Prozent auf ihre nationalen Regierungen, 16 Prozent auf die 20 stärksten Industrienationen G20 und 14 Prozent auf den Internationalen Währungsfonds.

Für das Jahr 2012 erwarten die EU-Bürger eine problematische wirtschaftliche Lage. 41 Prozent rechnen mit einer Verschlechterung, nur 16 Prozent mit einer Verbesserung. In Österreicher sind es ebenfalls 41 Prozent, die mit einem Einbruch rechnen, allerdings sind hier 22 Prozent optimistisch.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 23.12.2011)

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