Nordkorea: Die letzte Fahrt von Kim Jong-il

Kim Jong Un Jang Song Thaek
Kim Jong Un Jang Song Thaek(c) AP ()
  • Drucken

In Pjöngjang wird der verstorbene Diktator Kim Jong-il in einem Glassarg beigesetzt. Zigtausende Menschen zeigen ihre verordnete Trauer und weinen. Der Schnee fällt dabei in der Diktion des Militärs "so endlos wie die Tränen".

Letztes Geleit für Nordkoreas "geliebten Führer": Kim Jong-il wird heute beigesetzt. Wie sein Leben wird auch sein Tod inszeniert. Das Staatsfernsehen zeigte am Mittwoch Bilder, wie der Sarg des Diktators mit einem Autokorso durch die Hauptstadt Pjöngjang geführt wurde. Hunderttausende Nordkoreaner säumten bei starkem Schneefall die Straßen der Hauptstadt. „Der Schnee fällt so endlos wie die Tränen", erklärte das Militär. Viele Menschen weinten am Straßenrand - Pjöngjang hat bis Donnerstag Trauer verordnet.

An der Seite des Sargs ging Kims jüngster Sohn und Nachfolger Kim Jong-un. Der Vater hatte den noch nicht einmal 30-Jährigen schrittweise auf die dynastische Machtübergabe in dritter Generation vorbereitet. Er wurde von ranghohen Militärs und anderen Funktionären begleitet.

Die Beisetzungsfeierlichkeiten hatten im Kumsusan-Mausoleum begonnen, wo Kim Jong-il nach seinem Tod in einem Glassarg aufgebahrt worden war. Von dem Mausoleum setzte sich der Trauerkorso langsam Richtung Innenstadt in Bewegung. An der Spitze fuhr ein Wagen mit einem Riesenporträt des lächelnden Kim.

Nach drei Stunden endete die Prozession durch die Hauptstadt vor deren Ausgangspunkt - dem Kumsusan-Mausoleum. "Die Zeremonie ist zu Ende", sagte ein Regierungsvertreter vor Zehntausenden vor  versammelten Menschen. Als Abschluss spielte ein Militärorchester die nordkoreanische Nationalhymne, es folgten Salutschüsse und die Ehrengarde marschierte auf.

Die staatlich ausgerufene Trauerzeit für Kim Jong-il soll an diesem Donnerstag mit einer landesweiten Gedenkfeier und drei landesweiten Schweigeminuten zu Ende gehen. Bis dahin weine das Land "Blut und Tränen", um den Verstorbenen, sagte ein Soldat dem nordkoreanischen Staatsfernsehen. Auch der Himmel weine Schneeflocken, war er überzeugt, berichtete "Focus Online" am Mittwoch.

Die Trauerfeier wurde nach dem Muster der Zeremonie von 1994 gestaltet, als Kim Jong-ils Vater, der Staatsgründer Kim Il-sung, beigesetzt worden war. Damals hatte die Führung des Landes die Möglichkeit genutzt, Loyalität für den neuen Führer zu demonstrieren.

Kim Jong-il war nach offizieller Darstellung am 17. Dezember im Alter von 69 Jahren an den Folgen eines Herzinfarkts gestorben. Er hatte das abgeschottete Land nach dem Vorbild seines Vaters 17 Jahre lang stalinistisch geführt. Unter seiner Herrschaft starben nach Schätzungen hunderttausende Nordkoreaner an Hunger.

AP

Obwohl in Nordkorea hunderttausend Menschen auf den Straßen waren, gab sich das Land bei dem letzten Weg seines "geliebten Führers" abgeschottet: ausländische Delegationen wurden keine eingeladen. Zunächst gab es auch keine Angaben zum genauen Verlauf der Zeremonie. Erst die staatliche Zeitung "Rodong Sinmun" berichtete am Donnerstag, Kims Sarg werde in einem Leichenwagen durch die Straßen der Hauptstadt Pjöngjang gefahren.

Verunsicherung durch Machtwechsel

Auf der anderen Seite der Welt beschäftigt man sich indes mit einer anderen Frage. Nordkorea kann nach Einschätzung von Experten früher als bisher erwartet eine Atomrakete einsatzfähig machen. Es werde wahrscheinlich nur noch ein bis zwei Jahre dauern, bis der kommunistische Staat einen nuklearen Raketensprengkopf einsatzbereit habe, schrieb der ehemalige Top-Experte eines überparteilichen Forschungsdienstes des US-Kongresses, Larry Niksch, in einem jüngst veröffentlichten Papier.

Bisher galt eine Zeitspanne von fünf Jahren als realistisch. Mit dem Machtwechsel in Pjöngjang ist offen, wie Nordkorea sich künftig im Atomkonflikt verhält.

(Ag./Red.)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Nordkorea Jongun Oberbefehlshaber Armee
Außenpolitik

Nordkorea: Kim Jong-un Oberbefehlshaber der Armee

Nach dem Titel "obersten Führer" der Partei erhält der Sohn des verstorbenen Diktators Kim Jong-il die Befehlsgewalt über die Armee.
Kein Kurswechsel Nordkoreas neuer
Außenpolitik

Kein Kurswechsel: Auch der neue "Führer" zündelt

Alles bleibt beim Alten. Das richtet Nordkorea den "törichten Politikern in aller Welt aus". Südkoreas Präsident wird als "Verräter" beschimpft.
North Korean leader Kim Jong-il speaks at a ceremony marking the anniversary of the founding of the N
Außenpolitik

Doppelgänger von Kim Jong-il fühlt sich "leer"

Jahrelang trat ein Südkoreaner als Doppelgänger von Nordkoreas Diktator Kim Jong-il auf - ohne ihn je kennengelernt zu haben. Nach dessen Tod fühlt er sich, "als ob ein Teil von mir gestorben wäre".
Außenpolitik

Kim Jong-il: Kondolierte Fischer zu Tod von Diktator?

Bundespräsident, Außenministerium und die SPÖ St. Pölten sollen ihr Beileid ausgedrückt haben. Alle drei dementieren das aber in dieser Form.
International

Nordkorea: Ein Diktator und seine Mercedes

Trotz eines Embargos für Luxusgüter waren beim Trauerzug in Pjöngjang viele Mercedes zu sehen. Die Autos wurden über China nach Nordkorea geschmuggelt. Daimler versichert, sich an alle UNO-Auflagen zu halten.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.