Aufklären statt totschweigen

Die Voestalpine sollte die Vorwürfe nicht auf die leichte Schulter nehmen – der Ruf ist schnell ruiniert.

Beim Feuerwehrausrüster Rosenbauer hat man nicht lange gefackelt: Nachdem in Deutschland eine Strafe wegen illegaler Preisabsprachen verhängt wurde, warf Unternehmenschef Julian Wagner das Handtuch. Erklärt wurde der Abgang freilich mit „gesundheitlichen Gründen“.

Beim oberösterreichischen Stahlkonzern Voestalpine wird weniger hart durchgegriffen. Seit Monaten laufen in Deutschland Ermittlungen zum „Schienenkartell“, bei dem sich die Voestalpine mit anderen Firmen die Preise ausgeschnapst haben soll. Der Deutschen Bahn soll dadurch ein Schaden von bis zu einer Mrd. Euro zugefügt worden sein. Am Mittwoch wurde bekannt, dass die Voestalpine in Deutschland an einem weiteren Kartell beteiligt gewesen sein soll. Dem Linzer Konzern ist dazu nur ein müdes „Kein Kommentar“ zu entlocken. Dabei ist es höchst an der Zeit, dass die Voestalpine einen externen Wirtschaftsprüfer beauftragt, die betroffene Sparte unter die Lupe zu nehmen – und das Ergebnis ist den Aktionären offenzulegen.

Haben die Mitarbeiter in Deutschland tatsächlich eigenmächtig gehandelt? Hat in der Konzernzentrale wirklich kein Vorstand darüber Bescheid gewusst? Waren die Absprachen nur auf Deutschland beschränkt? Immerhin verfügen die Linzer bei Schienen auch in anderen Ländern über eine starke Stellung.

Wenn der Vorstand nichts macht, muss der Aufsichtsrat einschreiten. Sonst könnte die Voestalpine ihren guten Ruf schnell verlieren.

christian.hoeller@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 29.12.2011)

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