Iran droht mit Blockade von wichtigster Ölhandelsroute

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Etwa ein Drittel des weltweit verschifften Öls muss durch die „Straße von Hormuz“. Die USA geben sich betont unbeeindruckt. Ob der Iran die Handelsroute wirklich blockiert, ist schwer abzuschätzen.

Wien/Teheran. Der Iran lässt im Atomstreit mit dem Westen erneut seine Muskeln spielen: Am Dienstag verkündigte Irans Vizepräsident Mohammed Rahimi, dass in Zukunft „nicht ein Tropfen Öl“ die Straße von Hormuz passieren werde, sofern der Westen weitere Zwangsmaßnahmen gegen sein Land verhänge.

Hintergrund dieser Drohung ist der immer stärker werdende Druck, dem der Iran seitens der Internationalen Gemeinschaft ausgesetzt ist. Da der Westen die iranische Regierung verdächtigt, heimlich an einer Atombombe zu bauen, werden mittlerweile im Wochentakt immer neue Sanktionen gegen den Iran verhängt. Diese betreffen vor allem den Export, die Ölindustrie und den Finanzsektor. Bisher gibt es zwar noch kein internationales Ölembargo – aber innerhalb der EU wird auch darüber schon diskutiert.

Blockade träfe vor allem Ölhandel

Ob der Iran die Handelsroute wirklich blockiert, ist schwer abzuschätzen. Branchenkenner halten es allerdings für nicht sehr wahrscheinlich. So sagte ein Opec-Mitarbeiter gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters, dass sich der Iran mit einem solchen Schritt „nur selbst schaden würde“. Und auch Habibollah Sajjari, Oberkommandant der iranischen Kriegsmarine, winkt ab. Zwar sei die Schließung des persischen Golfes „leichter, als ein Glas Wasser zu trinken“, doch gebe es derzeit keine Notwendigkeit dafür. Immerhin könne der Iran schon jetzt den Transit im Golf kontrollieren.

Besonders der internationale Ölhandel fürchtet jedoch eine Blockade der Straße von Hormuz. US-Angaben zufolge muss immerhin ein Drittel des weltweit verschifften Öls durch die 6,4 Kilometer breite Wasserstraße zwischen Oman und dem Iran. Alternative Transportwege können nicht von heute auf morgen gefunden werden. Und selbst, wenn Pipelines in Saudiarabien und den Vereinigten Arabischen Emiraten „einiges umleiten könnten“. „Von 15,8 Millionen Barrel (ein Barrel entspricht 159 Litern) Rohöl, die täglich aus dem Golf exportiert werden, wären 11,7 Millionen gefährdet“, erklärt Ölexperte Johannes Benigni von JBC Energy in Wien zur „Presse“. Zum Vergleich: China und Japan verbrauchen gemeinsam täglich in etwa jene Menge, deren Export nach Sperrung der Handelsroute nicht mehr gesichert wäre.

Der Ölpreis reagierte daher am Dienstag mit Aufschlägen auf die Rundumschläge aus Teheran. Und auch am Mittwoch kostete ein Barrel der Sorte Brent noch immer 109,15 Dollar und damit um nur 11Cent weniger als am Dienstag. Ein Fass US-Rohöl der Sorte West Texas Intermediate verteuerte sich um fünf Cent auf 101,39 Dollar.

USA halten an Sanktionen fest

Die USA zeigten sich indes unbeeindruckt. „Teheran versucht nur, die Aufmerksamkeit von den wirklichen Themen abzulenken“, sagte ein Sprecher des Außenministeriums. Wenn der Iran seinen internationalen Verpflichtungen weiterhin nicht nachkommen sollte, würden neue Sanktionen drohen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 29.12.2011)

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