Bank-Austria-Mutter verkauft Aktien zum Schleuderpreis

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Die UniCredit braucht 7,5 Mrd. Euro. Um das Geld aufzutreiben, werden neue Aktien zu einem Abschlag von 69 Prozent angeboten. Bislang haben 24 % der Altaktionäre erklärt, bei der Kapitalerhöhung mitzumachen.

Wien/Höll. Die Bank-Austria-Mutter UniCredit muss ihre Aktien bei der angekündigten Kapitalerhöhung zum Discountpreis anbieten. Die Eigentümer der UniCredit haben die Möglichkeit, neue Wertpapiere zum Preis von 1,93 Euro pro Stück zu erwerben. Das entspricht einem Abschlag von mehr als zwei Dritteln zum Schlusskurs vom Dienstag, als die Aktie 6,33 Euro kostete. Dieser unerwartet hohe Abschlag zeigt, wie schwer es Banken derzeit haben, bei Investoren Geld einzusammeln.

Die Europäische Bankenaufsicht EBA zwingt 70 Finanzkonzerne, bis Ende Juni 2012 einen zusätzlichen Kapitalpuffer von 100 Mrd. Euro aufzubauen. UniCredit braucht acht Mrd. Euro. Nur bei der spanischen Banco Santander ist die Lücke noch größer. Die Bank-Austria-Mutter will mit dem Verkauf von neuen Wertpapieren 7,5 Mrd. Euro einnehmen. Dabei ist allerdings zu beachten: Der Preis von 1,93 Euro gilt nur für bestehende Aktionäre. Diese können für jeden ihrer alten Anteilsscheine zwei neue erwerben. Die Bezugsfrist beginnt am 9. Jänner und endet am 27. Jänner.

Garantie von Investmentbanken

Bislang haben 24 Prozent der Altaktionäre erklärt, bei der Kapitalerhöhung mitzumachen. Zu ihnen gehören die deutsche Allianz-Versicherung und italienische Sparkassen-Stiftungen.

Damit die Finanzspritze kein Flop wird, beauftragte UniCredit 14 Investmentbanken. Diese garantieren, dass sie alle Papiere abnehmen. Die Institute gehen damit ein erhebliches Risiko ein. Sollten sich nicht genügend Anleger finden, bleiben die Investmentbanken auf den neuen Aktien sitzen. Laut einem Reuters-Bericht soll einigen US-Instituten die Lage bei UniCredit zu „heiß“ gewesen sein, sodass sie sich nicht an der Kapitalerhöhung beteiligten. UniCredit bestreitet dies. Die involvierten Investmentbanken lassen sich das Risiko einiges kosten. Sie sollen für jede verkaufte Aktie eine Provision von zwei bis 2,5 Prozent erhalten.

Aktienkurs bricht ein

Nach Bekanntgabe der Konditionen für die Kapitalerhöhung verlor die UniCredit-Aktie am Mittwoch zeitweise mehr als zehn Prozent. Der Handel an der Mailänder Börse wurde vorübergehend ausgesetzt. Bereits im Vorjahr mussten Anteilseigner einen Kursverlust von 60 Prozent hinnehmen. Weil auch andere europäische Banken Geld brauchen, verbilligten sich am Mittwoch die Aktien vieler Finanzkonzerne. Analysten zufolge tun Banken derzeit alles, um Kapitalerhöhungen zu vermeiden. Die kleinere italienische Banca Popolare di Milano musste zuletzt neue Aktien zu einem Abschlag von 40 Prozent ausgeben, bei der Commerzbank waren es 30 Prozent.

Österreichs Großbanken brauchen ebenfalls Geld. Die Raiffeisen Bank International erklärte im Vorjahr, dass sie eine Kapitalerhöhung prüft. Doch wegen des niedrigen Börsenkurses sucht das Institut nach Alternativlösungen. So sollen Risikopositionen abgebaut werden. In Summe braucht die Raiffeisen-Gruppe 2,1 Mrd. Euro. Die Erste Bank versichert, den Kapitalbedarf von 743 Mio. Euro aus eigener Kraft stemmen zu können.

Grafik: Die Presse

("Die Presse", Print-Ausgabe, 05.01.2012)

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