Steuerfahnder kontrollierten im edlen Wintersportort Cortina d'Ampezzo die Besitzer von Luxusautos - 42 verdienen offiziell unter 30.000 Euro im Jahr.
Da staunten die italienischen Steuerfahnder bei einer Blitzaktion in dem edlen Wintersportort Cortina d'Ampezzo nicht schlecht: Als sie 251 Besitzer von Ferraris und anderen Luxusautos kontrollierten, gaben 42 von ihnen an, sie kämen gerade so über die Runden mit ihren zuletzt versteuerten 30.000 Euro brutto jährlich oder weniger. Mehr als 50 der superteuren Schlitten waren außerdem auf Firmen angemeldet, die 2009 und 2010 angeblich Verluste gemacht oder aber nur mäßige Einnahmen dem Fiskus vorgelegt hatten. Italienische Medien sprachen am Donnerstag voller Spott von "Armen in Luxusautos" und "Fantasie-Abrechnungen".
Die 80 Steuerinspektoren kontrollierten in dem Dolomitenort auch Dutzende Restaurants und Geschäfte. Mit dem Ergebnis, dass sich die Zahl der ordnungsgemäßen Rechnungen in den Lokalen in den Tagen darauf um bis zu 300 Prozent erhöht haben sollen, in Luxusgeschäften um bis zu 400 Prozent - aus offensichtlicher Furcht vor den Fahndern.
Kritik an "Propaganda-Aktion"
Hoteliers und Unternehmen beklagten, dass die mehrstündigen Kontrollen die Gäste der Ortschaft verschreckt hätten. Sie klagen über einen Ansehensverlust Cortinas. Auch Bürgermeister Andrea Franceschi zeigte sich verärgert und sprach von einer "medienwirksamen Aktion", die ideologisch motiviert sei. Die Kontrollen seien nämlich gezielt in einem Wintersportort für Reiche gemacht worden. Auch in Rom wurde die Aktion der Finanzbehörden kritisiert. Der Fraktionschef der Mitte-rechts-Partei "Volk der Freiheit" (PdL) in der Abgeordnetenkammer, Fabrizio Cicchitto, sprach von einer "Propaganda-Aktion".
Italien gilt europaweit als eines der Länder mit der höchsten Steuerhinterziehungsrate. Dem Fiskus entgehen so jährlich zwischen 150 und 250 Milliarden Euro an Einnahmen. Die Regierung unter Mario Monti will im Zuge ihres Sparkurses verstärkt dagegen vorgehen. Experten warnen allerdings davor, dass die Maßnahmen eine Massenflucht von Kapital ins Ausland auslösen könnten.
(Ag./Red.)