Erstmals Stromhilfe aus Österreich für Deutschland

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Energieversorgung(c) dapd (Timur Emek)
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2011 musste deutlich häufiger in die Stromproduktion eingegriffen werden. Anfang Dezember wurden Kapazitäten aus Österreich angefordert.

Die deutschen Stromnetzbetreiber haben 2011 deutlich häufiger in die Stromproduktion eingreifen müssen, um die Stabilität der Stromversorgung zu gewähren. Allein der Übertragungsnetzbetreiber Tennet musste 990 mal eingreifen. Das war den Angaben zufolge mehr als dreimal so häufig wie noch 2010.

Aus Österreich wurde erstmals Anfang Dezember Stromhilfe abgerufen. Am 8. und 9. Dezember seien wegen eines Engpasses Kapazitäten von etwas mehr als 1.000 Megawatt aus Österreich angefordert worden, so die Tennet-Sprecherin.

Die Stromversorger Verbund und EVN haben angesichts des deutschen Atomausstiegs mit der deutschen Bundesnetzagentur eine Vereinbarung zur Bereithaltung von thermischen Reservekapazitäten abgeschlossen.

Ungleichgewicht zwischen Nord und Süd

"Der Rückgriff auf die Kaltreserve war eine Vorsichtsmaßnahme", sagte die Sprecherin von Tennet. Das Unternehmen habe ein Ungleichgewicht zwischen dem Norden und dem Süden Deutschlands ausgewogen. Für Norddeutschland seien hohe Einspeisungen an Windstrom erwartet worden. Gleichzeitig sei im Süden der Block C des Atomkraftwerks Grundremmingen nicht zur Verfügung gestanden.

Um die Netze auf der Nord-Süd-Verbindung nicht zu überlasten, wurde deshalb Strom aus Österreich für Süddeutschland abgerufen. Seitdem habe Tennet nicht mehr auf ein Reserve-Kraftwerk zurückgegriffen. Auch der starke Wind in dieser Woche habe eine ähnliches Vorgehen wie im Dezember nicht erfordert.

"Die Netzsituation ist nach wie vor angespannt", betonte ein Sprecher der deutschen Bundesnetzagentur. Für solche Fälle - aber auch für kalte, windstille Tage - sei die Kaltreserve schließlich vereinbart worden. Die Versorgungssicherheit bleibe durch den Atomausstieg jahrelang angespannt, hatte Netzagenturchef Matthias Kurth gesagt.
Trotz vieler Blackout-Warnungen aus der Energiebranche konnte das Netz so bisher weitgehend stabil gehalten werden - allerdings ist der Winter auch eher milde.

Netzbetreiber in Deutschland

Um den Betrieb des Höchstspannungsnetzes in Deutschland kümmern sich vier Unternehmen.
- Westdeutschland: Ex-RWE-Tochter Amprion zuständig
- Ostdeutschland: 50Hertz (ehemals Vattenfall)
- Baden-Württemberg: EnBW.
- Norddeutschland über Hessen bis nach Bayern: seit 2010 Tennet, zuvor gehörte der Netzbereich dem Versorger E.ON

(APA)

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