Iran: Ahmadinejad und seine Amigos

(c) REUTERS (Carlos Garcia Rawlins)
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Nur noch in einigen Staaten Südamerikas ist der iranische Präsident Mahmoud Ahmadinejad wirklich willkommen. Zum Auftakt seiner fünften Reise traf er seinen speziellen Freund - Venezuelas Staatschef Hugo Chávez.

Buenos aires. In Venezuelas Hauptstadt Caracas, da fühlt sich Mahmoud Ahmadinejad offenbar besonders wohl. Doch das dürfte wenig zu tun haben mit dem ewigen Frühling in der Stadt unter dem immergrünen Monte Avila oder den Mangobäumen, deren überreife Früchte die Rinnsteine säumen. Der Grund, warum Irans Präsident Sonntagabend bereits zum fünften Mal in der venezolanischen Hauptstadt gelandet ist, ist ideeller Natur: Hier hat man ihn richtig gern, immer noch, trotz des ständig steigenden Drucks aus Europa und vor allem aus den USA.

„Präsident Ahmadinejad ehrt uns mit dem Besuch“, verkündete Venezuelas Staatschef Hugo Chávez in seiner TV-Ego-Show „Aló Presidente“, die er am Sonntag erstmals seit seiner Krebsdiagnose im Juni wieder aufführte. Die USA erfänden, so der Venezolaner, „dass der Iran Anschläge auf die USA vorbereite – aus Venezuela, aus Kuba, aus Nicaragua. Da müssen wir sehr vorsichtig sein.“

USA wiesen Venezuelas Konsulin aus

Freitagabend haben die USA Venezuelas Konsulin in Miami, Lívia Acosta, zur Persona non grata erklärt. Ein TV-Bericht der US-Kette Univision hat die Diplomatin im Dezember in Zusammenhang gebracht mit einem iranischen Plan von Cyberattacken gegen US-Atomkraftwerke aus den Jahren 2006 bis 2008. In die letztlich nicht erfolgreiche Konspiration seien die venezolanische und die kubanische Botschaft in Mexiko verwickelt gewesen. Die nun ausgewiesene Konsulin hat seinerzeit an Venezuelas Botschaft in Mexiko gewirkt.

Es ist die fünfte Lateinamerika-Reise des Iraners, die ihn und seine hundertköpfige Delegation auch noch nach Nicaragua, Kuba und Ecuador führen wird, alles Mitglieder der von Hugo Chávez initiierten und finanzierten Alba, der „Bolivarianischen Allianz der Völker unseres Amerikas“. Die Präsidenten dieser linken und offen US-feindlichen Gruppe sind die einzigen Staatschefs, die sich noch mit dem Iraner fotografieren lassen wollen. Vor der Reise machten US-Diplomaten die Regierungen in Nicaragua und Ecuador auf ein am Silvestertag erlassenes Gesetz aufmerksam, das allen ausländischen Stellen, die mit Irans Zentralbank Geschäfte machen, Sanktionen androht. Am 30.Jänner wollen auch die EU-Außenminister über weitere Sanktionen beraten, um Teheran doch noch am Bau der Atombombe zu hindern. Der wirtschaftliche Druck auf den Iran, dessen Währung Rial im Vorjahr über 60 Prozent an Wert verloren hat, ist immens.

Das werden auch die Alba-Amigos kaum ändern können, denn keines der vier besuchten Länder vermag der islamischen Republik das anzubieten, was deren 75Millionen Einwohner am dringendsten bräuchten: Lebensmittel. In der Kornkammer des Subkontinents war Ahmadinejad nicht willkommen. Die weniger ideologischen linken Regierungen in Argentinien, Uruguay, Paraguay und vor allem Brasilien haben kein Interesse an einem Konflikt mit Washington.

Iran nahm neue Atomanlage in Betrieb

Brasilien, dessen Expräsident Lula den Iraner noch 2009 mit allen Ehren empfangen hat, hat diese Freundschaft inzwischen aufgekündigt. Vor dem Hintergrund des Arabischen Frühlings hat sich Brasilien im April 2011 deutlich von allen Regimen distanziert, die Menschenrechte missachten. Für Lulas Nachfolgerin Rousseff, die drei Jahre im Folterkerker der Militärs einsperrt war, zählt der Iran zu diesen Ländern. Hugo Chávez hat andere Prioritäten: Libyens Staatschef Gaddafi hielt er die Treue bis zu dessen Tod.

Der Iran hat derweil nach eigenen Angaben mit der Urananreicherung in einer weiteren unterirdischen Atomanlage begonnen. Wissenschaftler würden dort Uran bis zu einem Reinheitsgrad von 20Prozent anreichern. Revolutionsführer Ali Khamenei schloss ein Einlenken im Atomstreit aus.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 10.01.2012)

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