Ein Teheraner Revolutionsgericht verurteilte einen angeblichen US-Spion zum Tode. Der 28-jährige Ex-Marine mit persischen Wurzeln soll für die CIA gearbeitet haben. Familie und US-Regierung weisen Vorwürfe zurück.
Teheran/AG./RED. Ein Teheraner Revolutionsgericht verurteilte einen angeblichen US-Spion zum Tode: Der Angeklagte sei schuldig, „Krieg gegen Gott und seinen Propheten“ geführt zu haben, befanden die Richter. Und für diesen Tatbestand – im islamischen Recht „Mohareb“ genannt – sieht die Scharia-orientierte Rechtsprechung des Iran die Todesstrafe vor.
Der Verurteilte, der 28-jährige Amir Mirzaei Hekmati, ist ein iranischstämmiger US-Bürger. Wie die „New York Times“ schreibt, hat Hekmati bei den US-Marines gedient. Die Verurteilung stützt sich auf ein angebliches Geständnis des Mannes, das am 18. Dezember im iranischen TV ausgestrahlt wurde. Darin gibt Hekmati zu, von der CIA beauftragt worden zu sein, den iranischen Geheimdienst zu unterwandern. Die CIA habe ihn „hereingelegt“, klagte er. Derartige „Geständnisse“ werden allerdings oft durch Folter erzwungen.
Laut Angaben seiner in den USA lebenden Familie sei Hekmati in den Iran gereist, um seine dort lebenden Großmütter zu besuchen. Die US-Regierung, die die Spionagevorwürfe zurückweist, hat sich vergeblich um eine Freilassung des Mannes bemüht. Die iranischen Behörden haben laut US-Außenministerium nicht einmal erlaubt, dass Hekmati konsularischen Beistand durch die Schweizer Botschaft in Teheran erhält. Die Schweiz vertritt im Iran die diplomatischen Interessen der USA. [AP]
("Die Presse", Print-Ausgabe, 10.01.2012)