London: Irans Urananreicherung ist "provokativer Akt"

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Der Westen fordert eine Reduktion des iranischen Atomprogramms. Irans Präsident Ahmadinejad ist derzeit in Lateinamerika. Die USA fordern die dortigen Länder auf, den Iran zur Vernunft zu ermahnen.

Der britische Außenminister William Hague hat den Produktionsstart von hochangereichertem Uran im Iran als "provokativen Akt" verurteilt. Dass der Iran dies heimlich tue, unterhöhle die Beteuerungen Teherans, das Programm habe ausschließlich zivile Hintergründe, sagte Hague am Montag in London. Der Iran könne keine glaubwürdigen Gründe vorweisen, warum das Land diese Mengen an hochangereichertem Uran benötige. Hague rief Teheran auf, die Produktion sofort zu stoppen. "Ich bin extrem enttäuscht über die Entscheidung des Irans, Anreicherungsprozesse (...) zu starten", sagte Hague.

Die Internationale Atomenergiebehörde IAEA in Wien hatte am Montag bekanntgegeben, dass der Anreicherungsprozess in der iranischen Atomanlage Fordo begonnen habe. Der Westen befürchtet, dass der Iran bald atomwaffenfähiges Material herstellen könnte. Teheran macht dagegen geltend, das auf 20 Prozent angereicherte Material sei für medizinische Zwecke. Für den Bau von Atombomben wird Uran eines weit höheren Anreicherungsgrades benötigt.

USA: Lateinamerika soll intervenieren

Die USA haben unterdessen die lateinamerikanischen Gastgeber des iranischen Präsidenten Mahmoud Ahmadinejad aufgerufen, Teheran im Streit um sein Atomprogramm zur Vernunft zu ermahnen. Washington bitte alle betroffenen Staaten, der iranischen Führung deutlich zu machen, dass sie in "ihrem atomaren Dialog mit der internationalen Gemeinschaft den falschen Weg eingeschlagen" habe, sagte die Sprecherin des US-Außenministeriums, Victoria Nuland, am Montag. Es liege im Interesse aller Staaten, dass Teheran den Beweis für den "friedlichen Charakter seines Atomprogramms" erbringe.

Ahmadinejad hält sich seit Montag zu einem fünftägigen Besuch in Lateinamerika auf. Auf dem Programm stehen nach Venezuela, wo er mit Staatschef Hugo Chavez zusammentraf, Nicaragua, Kuba und Ecuador auf dem Programm. Die erhöhte Urananreicherung sei eine weitere "Eskalation" des Irans.

EU berät am 23. Jänner über Ölembargo

Die Außenminister der Europäischen Union treffen sich Diplomaten zufolge bereits am 23. Jänner, um über das Öl-Embargo gegen den Iran zu beraten. Die Zusammenkunft solle um eine Woche vorgezogen werden, um den Gipfel der Staats- und Regierungschefs am 30. Jänner nicht zu überschatten, sagten Diplomaten am Montag. Eine endgültige Entscheidung sollten die EU-Botschafter am Dienstag in Brüssel treffen. Auf das Embargo haben sich alle Mitgliedstaaten bereits grundsätzlich geeinigt. Offen ist allerdings, wann das Importverbot in Kraft treten soll.

OPEC will neutral bleiben

Die OPEC wird nach venezolanischen Angaben nicht in den Atomstreit des Westens mit dem Iran hineingezogen werden. Das sagte am Dienstag der venezolanische Ölminister Rafael Ramirez in Caracas nach einem Treffen von Präsident Hugo Chavez mit seinem iranischen Kollegen Mahmoud Ahmadinejad. Er fügte hinzu, die Sanktionen des Westens gegen den Iran würden zu "Instabilität an den Märkten" führen.

(Ag.)

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