Italien: Keine Bank ist so flüssig wie die Mafia

Italien Keine Bank fluessig
Italien Keine Bank fluessig(c) EPA (Franco Lannino)
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"In dieser Krisenphase ist die Mafia AG die einzige Struktur, die über liquide Mittel für Investitionen verfügt", sagt der Präsident des Kaufleuteverbands.

Das organisierte Verbrechen in Italien kann mit einer Liquidität von 65 Milliarden Euro rechnen - so viel wie kein Geldhaus im Stiefelstaat. Das geht aus einem am Dienstag veröffentlichten Jahresbericht des Kaufleuteverbands Confesercenti hervor. "In dieser Krisenphase ist die Mafia AG die einzige Struktur, die über liquide Mittel für Investitionen verfügt", warnte Confesercenti-Präsident Marco Venturi.

Die Mafia nutze die Krise aus, um immer tiefer in das Wirtschaftssystem in Nord- und Mittelitalien einzudringen. Das organisierte Verbrechen sei Italiens Unternehmen mit dem höchsten Umsatz. Wie aus der Studie hervorgeht, steht die Kriminalität in dem Mittelmeerland mit 140 Milliarden Euro Umsatz für sieben Prozent des Bruttoinlandsproduktes (BIP). Der Jahresbericht von Confesercenti nannte illegale Müllentsorgung, Schutzgelderpressung, illegalen Geldverleih, Diebstahl, Betrug und Schmuggel als Hauptgeschäftsbereiche der kriminellen Organisationen.

Mafia dringt immer weiter vor

Die Mafia dringe jedoch auch immer tiefer in den Verkehrs- und Logistikbereich sowie in die Glücksspielbrache und in den Sport ein. Täglich wandern enorme Summen von den Taschen der italienischen Unternehmer und Kaufleute in jene der Mafiosi. Eine Million Unternehmer seien Opfer der Mafia. Die finanzielle Krise belaste viele Wirtschaftstreibende, die zu Opfern der Verbrecher würden. Tausende Kaufleute seien bereits in den Würgegriff der Wucherer geraten, geht aus dem Bericht hervor.

Die Mafia bereichere sich immer mehr auch durch Produktpiraterie und illegale Bauten, deren Umsatz auf zehn Milliarden Euro geklettert sei. Confesercenti warnte auch vor einer zunehmenden Unterwanderung legaler Betriebe durch mafiöse Organisationen. Dies betreffe sogar große italienische Unternehmen, vor allem Baufirmen, die lieber mit der Mafia zusammenarbeiteten, als deren Erpressungen anzuzeigen, hieß es.

Lebensmittelhandel in Mafia-Händen

Auch in der Lebensmittelbranche habe die Mafia in manchen Regionen Süditaliens die Kontrolle übernommen, ging aus dem Bericht hervor. So seien die Preise vieler Landwirtschaftsprodukte vom Organisierten Verbrechen bestimmt.

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