Ungarn konnte mehr Staatsanleihen verkaufen als ursprünglich erwartet. Das Zinsniveau von 9,4 Prozent ist allerdings auf Dauer untragbar.
Dieser Donnerstag scheint ein guter Tag dafür zu sein, sich Geld am Kapitalmarkt zu besorgen. Zuerst bestanden die Euro-Länder Italien und Spanien den Härtetest (mehr dazu), dann wagte sich auch das schwer angeschlagene Ungarn erfolgreich an den Kapitalmarkt. Bei Staatsanleihe-Auktionen nahm das Land am Donnerstag insgesamt 44 Milliarden Forint (umgerechnet 141 Millionen Euro) ein. Wegen der regen Nachfrage teilt die Finanzagentur 11 Milliarden Forint mehr zu als ursprünglich geplant. Die Renditen für die Papiere mit Laufzeiten von drei, fünf und zehn Jahren lagen im Schnitt bei rund 9,4 Prozent und damit etwas niedriger als zuletzt.
Dennoch gilt dieses Zinsniveau für das osteuropäische Schwellenland als auf Dauer untragbar - als kritische Grenze gilt ein Zinssatz von 7 Prozent. Die zuletzt im Sog der Schuldenkrise Ungarns stark unter Druck geratene Landeswährung Forint legte indes wegen der regen Nachfrage nach den Anleihen zu.
Ungarns Chefunterhändler Tamas Fellegi sondiert derzeit in Washington bei Verhandlungen mit dem IWF die Möglichkeit, Milliardenkredite des Internationalen Währungsfonds loszueisen. Die Gespräche mit IWF und EU waren im Streit um das ungarische Notenbankgesetz ins Stocken geraten, das laut EZB die Unabhängigkeit der ungarischen Nationalbank bedroht. Die Regierung in Budapest hofft auf Geldspritzen im Volumen von bis zu 20 Milliarden Euro - mit einem ähnlichen Hilfsprogramm hatten die internationalen Geldgeber Ungarn 2008 vor der Pleite bewahrt. "Der Markt ist fest davon überzeugt, dass Ungarn letztlich ein Abkommen erreichen wird", sagte ein Händler in Budapest, der seinen Namen nicht in der Zeitung lesen wollte. Er räumte zugleich ein, dass die Einschätzung womöglich voreilig ist: "Offiziell haben die Gespräche ja nicht einmal begonnen."
(APA)