Der deutsche Wirtschaftsweise hält den Kurs der Europäischen Zentralbank für richtig. Entwarnung würde er nicht geben. Die Griechen sollten mehr Hilfe bekommen.
Der deutsche Wirtschaftsweise Peter Bofinger hält den Kurs der Europäischen Zentralbank (EZB) für richtig, Geld in die Märkte zu pumpen. "Das gute Ergebnis der Auktion von Staatsanleihen zeigt, dass die EZB einen wichtigen Beitrag zur Stabilisierung leisten kann, wenn sie klotzt und nicht kleckert: Sie hat das System mit Geld geflutet (...). Die Strategie der Europäischen Zentralbank ist aufgegangen", sagte er der "Passauer Neuen Presse". Ende 2011 hatte die EZB mit einem Dreijahreskredit fast 500 Milliarden Euro in den Bankensektor gepumpt.
Trotz der erfolgreichen Anleihe-Auktionen von Italien und Spanien sieht Bofinger keinen Grund für Entwarnung. Die Zinsaufschläge im Bereich von zehn Jahren, die ein Land wie Italien Investoren als Risikoprämie bieten muss, sind immer noch recht hoch. Obwohl Italien inzwischen selbst große Konsolidierungsanstrengungen gemacht hat.
Auch die Spannungen im europäischen Bankensektor bleiben außergewöhnlich hoch. Dies zeigen die kurzfristigen Einlagen der Geschäftsbanken bei der EZB, die zum Wochenschluss einen neuen Rekordwert erreichten. Die eintägigen Einlagen seien auf rund 489,9 Milliarden Euro gestiegen, wie die EZB mitteilte. Die kurzfristigen Einlagen und Ausleihungen der Banken bei der EZB liefern einen Hinweis auf das Misstrauen der Institute untereinander.
Schuldenschnitt in Griechenland umsetzen
Besonders Griechenland gebe Anlass zur Sorge. "Griechenland ist im freien Fall", sagte Bofinger, Mitglied im Sachverständigenrat, zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung. "Das Land spart in die Rezession hinein und verschärft sie dadurch immer weiter."
Bofinger plädierte dafür, Griechenland noch stärker zu unterstützen. "Die vernünftige Lösung wäre es, den Griechen weiter unter die Arme zu greifen. Der geplante Schuldenschnitt von 50 Prozent sollte umgesetzt werden und daneben alle finanziellen Mittel gewährt werden, damit die Restschulden weiter bedient werden können." Bei den Strukturreformen sei zwar noch viel zu tun, aber die Griechen befänden sich auf dem richtigen Weg.
(APA/Ag.)