UniCredit erneuert CEE-Strategie

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Das italienische Mutterhaus der Bank Austria sieht Osteuropa weiterhin als Kernmarkt. 2012 dürfte für die Institute in der Region aber ein schwieriges Jahr werden.

Wien. Die UniCredit hat sich am Mittwoch klar zu ihrem Osteuropa-Engagement bekannt: Die CEE-Region bleibe einer der wesentlichen Wachstumsmotoren der Bank, sagte ihr CEE-Verantwortlicher, Gianni Franco Papa, auf einer Pressekonferenz in Wien.

2012 dürfte für die Institute in der Region aber ein schwieriges Jahr werden. „In Zukunft wird das Wachstum voraussichtlich geringer und das regionale Gefälle stärker ausgeprägt sein als bisher“, meinte Papa. So würden einige Länder, die besonders von der europäischen Peripherie abhängen, von großen Volkswirtschaften wie Polen, Russland und der Türkei abgehängt. Gemeint sind vor allem Länder in Südosteuropa wie Bulgarien, wo griechische Banken auf einen Marktanteil von knapp 30 Prozent kommen. Auch Ungarn, Kroatien und Rumänien hätten sich bereits in der Vergangenheit als anfällig für wirtschaftliche Turbulenzen erwiesen.

Konzentration auf große Märkte

Als Konsequenz will die Bank ihre Kräfte stärker als bisher auf Polen, Russland, die Türkei und Tschechien konzentrieren. Einen Rückzug aus den schwächeren Ländern wollte Papa nicht bestätigen. Allenfalls werde man die dortige Ausrichtung überprüfen und sich auf profitablere Geschäftsbereiche konzentrieren.

Die Gefahr durch die Euro-Schuldenkrise und strengere Kapitalvorschriften für die großen Banken sieht die UniCredit als das größte Problem für die Entwicklung in Osteuropa. Die Italiener haben selbst große Probleme, die Kapitallücke, die sie laut dem Stresstest der Europäischen Bankenaufsicht haben, zu füllen.

Die UniCredit ist mit ihrer Tochter, der Bank Austria, Marktführer in Osteuropa. Sie ist dort in 19 Ländern aktiv und betreibt gut 3800 Filialen. Wachstumspotenzial sieht sie momentan weniger bei Verbraucherkrediten als bei Unternehmenskrediten und Hypothekenfinanzierungen.

Österreichs Banken stehen in der Kritik, weil sie in Osteuropa mit der freizügigen Vergabe von Krediten an Privatpersonen ein großes Risiko eingegangen sind. Derzeit haben sie 224 Mrd. Euro an Krediten ausständig. Wegen der schlechten Wirtschaftslage könnte es bei vielen Darlehen zu Schwierigkeiten bei der Rückzahlung kommen. Auch die Ratingagentur Standard & Poor's, die am vergangenen Freitag der Republik Österreich die Bestnote AAA entzog, nannte als Begründung dafür unter anderem das große Engagement der Banken in Ungarn.

„Es herrschte Euphorie“

Papa räumte ein, dass man bei der Expansion in Osteuropa und speziell in Ungarn möglicherweise zu forsch vorgegangen sei. „Vielleicht hätten wir die Qualität unserer Vermögenswerte besser im Auge behalten sollen.“ Jedoch unterstrich er die Unterschiede zwischen damals und heute: „Alle Banken haben nach Marktanteilen gelechzt. Wir wurden von Investorengeldern überschüttet. Es herrschte eine wahre Euphorie.“

Speziell in Ungarn droht den Banken Ungemach, weil das Land kurz vor der Pleite steht und viele Kunden Probleme bei der Tilgung ihrer Kredite haben. Der ungarische Notenbank-Präsident, András Simor, kritisierte auf einer Diskussionsveranstaltung des Euromoney-Forums, in dessen Rahmen auch die Pressekonferenz der UniCredit stattfand, die Politik der Regierung Orbán. Investoren bräuchten eine verlässliche Politik, sonst würden sie weiter hohe Risikoprämien für Staatsanleihen fordern.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 19.01.2012)

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