Weil Unbekannte Kupferkabel aus der Trasse schnitten, standen Teile der U6 still. Nach Häufung von Zwischenfällen wird künftig verstärkt kontrolliert. Kupfer ist bei Dieben wegen des hohen Marktpreises beliebt.
Wien/Awe. Es war Mittwochmorgen, 4.42 Uhr, als der erste Zug der Wiener U-Bahn-Linie U6 die Station Floridsdorf verließ. Knapp ein Dutzend Stationen weiter, im Bereich der Tscherttegasse, stellte der Fahrer auf Schritttempo um: In den Stunden davor hatten Diebe Kupferkabel zur Steuerung von Signalen aus der Trasse geschnitten.
Bis in den Vormittag hinein fuhr die Linie in diesem Bereich mit Hilfe einer provisorischen Steuerung. Nach der Morgenspitze wurde der Betrieb zwischen Alt Erlaa und der Philadelphiabrücke für zweieinhalb Stunden komplett eingestellt: Reparaturpause.
Weil die laut Polizei „gut organisierten Täter“ in den vergangenen Wochen mehrfach zugeschlagen haben (und die Züge der offenen Bereiche von U4 und U6 ebenso oft stillstanden), rüsten die Wiener Linien nun auf. Die nächtlichen Patrouillen der hauseigenen Abteilung „Betriebslenkung“ werden verstärkt, auch die engagierten Wachdienste beobachten die Lage künftig intensiver. Videoüberwachung ist laut Konzernleitung wegen der Dunkelheit keine Option. Und: Anstatt Kupfer sollen ab sofort – und wo es möglich ist – andere Metalle eingesetzt werden.
Kupfer ist bei Dieben derzeit wegen seines hohen Marktpreises beliebt. Der Preis pro Tonne liegt bei etwa 6000 Euro. Die 60 Meter Kabel (300 Kilo), die in der Nacht auf Mittwoch gestohlen wurden, stellen daher einen rechnerischen Wert in der Höhe von etwa 1800 Euro dar. Viel Geld für wenige Minuten „Arbeit“.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 19.01.2012)