Zu Zeiten negativer Realzinsen waren Edelmetalle immer begehrt. Goldexperte Stöferle erwartet längerfristig noch einen weiteren Preisanstieg.
Niedrige Zinsen und eine hohe Inflation bieten das ideale Umfeld für Investitionen in Gold, das Edelmetall kann von praktisch allen möglichen Strategien beim Schuldenabbau in Staat und Wirtschaft profitieren, meint Ronald Stöferle, Analyst der Erste Bank. Eine historische Analyse zeige, dass Anleger in Zeiten negativer Realzinsen verstärkt in Gold gingen und dadurch dessen Preis in die Höhe trieben.
Unter "realen Zinsen" wird der Abstand zwischen der Verzinsung und der Teuerungsrate ("Inflation") verstanden. Positive Realzinsen sind gut für Anleger , negative Realzinsen nützen Kreditnehmern. Oftmals wird auch die Staatsentschuldung durch Inflation in die Diskussion geworfen.
Bei negativem Realzins stieg Goldpreis
Rohstoff-Experte Stöferle hat den Goldpreis in den vergangenen 40 Jahren mit den Zinsen verglichen. Sein Ergebnis: In den 1970ern waren die Zinsen mehrheitlich negativ, der Goldpreis stieg von 40 auf bis zu 850 Dollar. In den 80ern und 90ern lag der Realzins bei plus vier Prozent, der Goldpreis sank/stagnierte. Seit 2000 dominiert wieder die negative Verzinsung - der Preis für eine Unze legte von 300 auf bisher 1.600 Dollar zu.
Auch "heute herrscht ein im Endeffekt perfektes Umfeld für Goldinvestitionen", meinte Stöferle. "Die derzeitige Situation ist ein Traum für die Schuldner und ein Albtraum für die Gläubiger." Die Korrektur des Goldpreises im letzten Quartal 2011 gehe langsam zu Ende, meinte der Experte. Er rechnet bis Mitte des Jahres weiter mit 2000, längerfristig mit 2300 Dollar pro Unze. Aktuell befindet sich der Goldpreis pro Feinunze bei 1668 Dollar.
Die sogenannte "finanzielle Repression" sieht Stöferle nur als eine von fünf möglichen Optionen zur Lösung der Schuldenkrise. Mit dem Begriff würden nicht nur negative Realzinsen verstanden. Das Konzept umfasse auch Kapitalverkehrskontrollen und strikte staatliche Lenkung von institutionellen Investoren und es stelle sich die Frage, ob dies alles heute durchsetzbar sei.
Gerhard Winzer, Volkswirt des Fondsanbieters Sparinvest, hatte am Dienstag gemeint, "finanzielle Repression" während der nächsten zehn Jahre sei der wahrscheinlichste Lösungsversuch für die Euro-Staatsschuldenkrise.
(APA)