Tibet-Unruhen: Hilferuf von Exilpremier

(c) AP (Ashwini Bhatia)
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Chinas Regierung beschuldigt „separatistische Gruppen im Ausland“ der Urheberschaft. Hintergrund der Unruhen sind Selbstverbrennungen von tibetischen Mönchen, Nonnen oder ehemaligen Geistlichen.

Peking/Lie. Das Jahr des Drachen begann für die Tibeter in China nicht gut: Bei Protesten in der Provinz Sichuan im Südwesten des Landes sind laut Augenzeugen mehrere Menschen von Sicherheitskräften erschossen worden. Der tibetische Exilpremier Lobsang Sangay forderte am Mittwoch die Staatengemeinschaft auf, bei der chinesischen Regierung zu intervenieren, „um weiteres Blutvergießen zu verhindern“.

China reagierte auf die Unruhen in gewohnter Manier und machte „separatistische Gruppierungen im Ausland“ dafür verantwortlich. Die amtliche Nachrichtenagentur Xinhua bestätigte nur den Tod eines Demonstranten. 14 Polizisten seien bei Zusammenstößen mit Demonstranten verletzt, 13 „Aufrührer“ festgenommen worden. Eine Menge habe eine Polizeistation mit Knüppeln und Steinen angegriffen, hieß es.

Viele Selbstverbrennungen

Hintergrund der Unruhen sind Selbstverbrennungen von tibetischen Mönchen, Nonnen oder ehemaligen Geistlichen. Seit 2009 sollen sich in Sichuan und der Nachbarprovinz Gansu 17 Männer und Frauen angezündet haben, meist, soweit bekannt, mit Todesfolge. Die Anwohner der an Tibet grenzenden Regionen protestieren vor allem gegen scharfe Kontrollen der Polizei in tibetischen Klöstern und Siedlungen.

Aus dem Kloster Kirti in der Region Aba, einem Zentrum des tibetischen Buddhismus, seien in den vergangenen Monaten Mönche verschleppt worden. Zivilpolizisten und Verwaltungsbeamte seien in das Kloster gezogen, um die Mönche besser überwachen zu können. Auch in anderen Klöstern sei die Situation sehr angespannt. In sogenannten „patriotischen Schulungen“ seien die Tibeter zudem gezwungen worden, den im Exil lebenden Dalai Lama zu denunzieren.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 26.01.2012)

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