Schade um den Optimismus

Barack Obama versucht, einen Keil zwischen die Reichen und den Rest zu treiben.

Der Glaube an die rosige Zukunft ist in Amerikas kollektiver Psyche tief verwurzelt. Dieser sympathische Zug erklärt, warum so viele Niedrigverdiener in den USA gegen höhere Spitzensteuersätze sind – wer selbst reich zu werden gedenkt, will später sein schwer verdientes Geld nicht mit dem Staat teilen.

Barack Obama versucht nun, mit dieser Wunschvorstellung aufzuräumen. Das hat Gründe: Zum einen ist die US-Gesellschaft in der Tat nicht mehr so durchlässig wie noch vor einigen Dekaden – was zu einem nicht unbeträchtlichen Teil mit der Globalisierung zu tun hat. Zum anderen hat Obama einen Wahlkampf zu schlagen und muss daher ideologisch klare Kante zeigen.

Sollte es dem US-Präsidenten gelingen, einen mentalen Keil zwischen die Reichen und den Rest zu treiben, kann er damit möglicherweise die Wiederwahl sichern – das geht aber nur auf Kosten dieses optimistischen Weltbilds. Die Träume vom sozialen Aufstieg mögen zwar oft naiv sein – es wäre trotzdem schade um sie.

michael.laczynski@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 26.01.2012)

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