Statt der Website des Ball-Veranstalters erschien die sowjetische Flagge samt Pony. Indes blockierten Anti-Ball-Demonstranten einen Burschenschafter-Bus.
Just am Tag des Balls des Wiener Korporationsrings, auch Burschenschafter-Ball genannt, haben Hacker die Kontrolle über die Website des Veranstalters www.wkr.at übernommen. Die Seite leitete Nutzer um und präsentiert das Maskottchen von Anonymous Austria, das Pony Rainbow Dash, vor der sowjetischen Flagge. Im Hintergrund erschallte die sowjetische Hymne, gesungen noch dazu vom Chor der Roten Armee. Über Twitter wurde der Link mit dem Kommentar "DIE RUSSEN SIND DA!" verbreitet. Auf der weitergeleiteten Seite wurde der Hashtag #OpBlitzkrieg angeführt. Unter diesem Titel führen Anonymous & Co Aktionen durch, die sich ihrer Ansicht nach gegen Rechtsextreme richten.
Am frühen Freitagabend wurde die Seite dann vom Netz genommen. Kurzfristig war auch die Seite www.wkr-ball.at nicht auffindbar.
Linke Symbole gegen rechte Burschenschafter
Die Aktion ist gleich eine doppelte Verhöhnung für die Veranstalter des WKR-Balls. Nicht nur, dass die Website wenige Stunden vor Beginn der Tanzveranstaltung, die zum letzten Mal in der Hofburg stattfinden wird, gehackt wurde. Das Zurschaustellen von Symbolen der einstigen kommunistischen Weltmacht auf ihrer eigenen Startseite ist ein Schlag ins Gesicht der Burschenschafter, denen oft Verbindungen zu rechtem Gedankengut nachgesagt werden. Der Ball sorgt heuer für besondere Diskussionen, weil er exakt am internationalen Holocaust-Gedenktag stattfindet.
Digitale Demonstration
AnonAustria eröffnet mit dem Umleiten der WKR-Website gewissermaßen den Reigen der Demonstrationen. In der Innenstadt wird heute gegen den Ball protestiert, die Polizei rechnet mit rund 3000 Demonstranten. FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache sieht in den Demonstrationen den Tatbestand der Verhetzung erfüllt und plant Anzeigen gegen die Gegner des Burschenschafterballs, unter anderem auch gegen Ariel Muzicant, den Präsidenten der Israelitischen Kultusgemeinde Wien.

Aktivisten blockieren Burschenschafter-Bus
Am Freitagabend gegen 18.30 Uhr hat in der Wiener Innenstadt der Zulauf zur Kundgebung gegen den Ball des Wiener Korporationsrings seinen Anfang genommen. Am Westbahnhof hatten sich laut den Veranstaltern 600 bis 900 Menschen eingefunden. Die Polizei sprach von 400 bis 500. Auch von der Uni Richtung Hofburg waren mehrere hundert unterwegs. Am Heldenplatz sollen sich nach Angaben der Veranstalter 3000 bis 4000 Personen eingefunden haben, die Polizei spricht dagegen von 500.
Begleitet wurden die Demos von einem beachtlichen Polizeiaufgebot. Trotz aller Vorkehrungen trafen die Ball-Besucher aber doch mit den Demonstranten zusammen. Die Aktivisten hinderten in der Herrengasse mit einer Sitzblockade einen Bus voll Burschenschafter an der Weiterfahrt. Die Ball-Gäste wurden von der Polizei aus dem Bus geholt und in Richtung der Veranstaltung begleitet. "Es ist nichts passiert", sagte Polizeisprecher Roman Hahslinger. Falls die Demonstranten ihre Sitzblockade allerdings nicht aufgeben, müssen sie damit rechnen, "straßenverkehrsrechtlich behandelt zu werden".
(Ag./db)