Missbrauch in Admont: Kritik an "untätigem" Schönborn

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Die Klasnic-Kommission lehnt eine Entschädigung für einen Schüler des Stifts ab, obwohl es Zeugen und ein mittlerweile widerrufenes Geständnis gibt. Kritiker werfen der Kirche Vertuschung vor.

Ein Missbrauchsvorwurf gegen das Stift Admont bringt nun auch die Klasnic-Kommission in Bedrängnis: Obwohl es Zeugen und ein mittlerweile widerrufenes Geständnis gibt, hat die Opferschutzanwaltschaft der Kirche eine Entschädigung für ein mutmaßliches Missbrauchsopfer abgelehnt, berichtet das Ö1 Morgenjournal. Die Kriterien für die Entschädigungen seien unklar, sagen Kritiker.

Ein heute 57-Jähriger, der anonym bleiben will, sei als Jugendlicher im Internat des Stifts Admont von zwei Patern schwer misshandelt und schwer verletzt worden. Er sei vergewaltigt, ausgepeitscht und bewusstlos geschlagen worden, habe eiskalt duschen und auf kaltem Steinboden stehen müssen. Dabei habe er unter anderem einen bleibenden Hörschaden erlitten. Der Mann wandte sich an die Klasnic-Kommission, die einen kausalen Zusammenhang "zwischen den erlittenen sexuellen Übergriffen und den beschriebenen psychischen Folgen" feststellt. Dennoch gab es kein Geld.

Das mutmaßliche Opfer hält die Entscheidung für unverständlich. Ein Zeuge hat gegenüber Ö1 die Vorwürfe bestätigt, ebenso belegen ärztliche und psychiatrische Gutachten die Langzeitschäden. Einer der beschuldigten Patres habe gegenüber dem Nachrichtenmagazin "profil" im März 2010 eingeräumt, "für die Hörbehinderung des Mannes verantwortlich" zu sein. "Ich leide darunter, muss damit leben und bitte um Verzeihung." Später hätte er dieses Geständnis widerrufen.

"Mitwisserschaft und Untätigkeit"

Die Plattform Betroffener kirchlicher Gewalt erhebt schwere Vorwürfe gegenüber Kardinal Schönborn und dem Bischof der Diözese Graz-Seckau, Egon Kapellari, denen sie "Mitwisserschaft und Untätigkeit" vorwirft. Schönborn und Kapellari seien bereits 2010 über den Priester informiert worden, dieser sei jedoch nicht abgesetzt worden. Die Klasnic-Kommission sei nur ein "weiteres Instrument der kirchlichen Vertuschung".

Das Stift bestreitet dem Ö1-Bericht zufolge die sexuellen Übergriffe und spricht nur von einer einzelnen Ohrfeige. Die Klasnic-Kommission sagt, sie habe den Fall mehrmals geprüft und letztlich abgelehnt.

(Red.)

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