Privilegiert in den Abgrund

Die Stadt Wien muss bei den Beamtenprivilegien endlich auf die Bremse steigen.

Wien ist nicht Athen, und das ist auch gut so. Denn während man in Hellas bereits die Zielkurve zur ungeordneten Staatspleite anfährt, hat Österreichs Bundeshauptstadt nach dem Verlust ihres TripleA gerade erst einmal den Eingang in die Abwärtsspirale genommen – und es gibt noch Möglichkeiten, die Bremse zu betätigen und eine Ausfahrt zu nehmen. Allerdings sieht es nicht so aus, als hätte Bürgermeister Michael Häupl die Absicht, das Tempo zu drosseln und den Blinker Richtung Ausfahrt zu betätigen.

Um das Tempo zu verringern, wäre nämlich vor allem eine Maßnahme wichtig – Bremsen. Besonders große Bremswirkung hätte es etwa, den Klotz der großzügigen Pensionsregelungen für Beamte gegen die Bremsscheibe zu drücken. Der Klotz würde abgeschliffen, die Geschwindigkeit bergab verringert und das Abbiegen aus der Spirale möglich. Allein, was schlägt der Bürgermeister vor? Einen Verzicht auf die nicht amtsführenden Stadträte.

Das wäre zwar politisch bequem für ihn, schließlich wäre nur die Opposition betroffen. Und, zugegeben, man kann über diese Sonderbarkeit durchaus diskutieren. Doch diesem aus Finanzsicht betrachteten Klötzchen eine Bremswirkung zuzugestehen, zeugt nicht gerade von Realitätssinn. Und eines ist klar – je später man auf die Bremse steigt, desto härter muss man treten. Und desto eher werden die Fahrgäste wirklich hart durcheinandergebeutelt.

erich.kocina@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 31.01.2012)

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