Deutschland: Neue Vorwürfe gegen Präsident Wulff

Bericht: Wulff soll Geschäftsbeziehung zu Geerkens verschwiegen haben
Bericht: Wulff soll Geschäftsbeziehung zu Geerkens verschwiegen haben (c) EPA (Wolfgang Kumm)
  • Drucken

Wulff soll im niedersächsischen Landtag weitere Geschäftsbeziehungen zu dem Unternehmer Geerkens verschwiegen haben. SPD-Generalsekretärin Nahles nennt den Präsidenten "Pinocchio".

Der deutsche Bundespräsident Christian Wulff soll weitergehende geschäftliche Beziehungen zu dem Geschäftsmann Egon Geerkens unterhalten haben als bisher bekannt. Geerkens sei Mandant und Vermieter einer Rechtsanwaltskanzlei gewesen, für die Wulff über Jahre hinweg tätig gewesen sei, berichtete "tagesschau.de" am Montag. 

Die niedersächsische Landesregierung hatte im Februar 2010 in einer Fragestunde des Landtags erklärt, zwischen Wulff (damals Ministerpräsident Niedersachsens) und Geerkens habe es in den vergangenen zehn Jahren keine geschäftlichen Beziehungen gegeben. Im Dezember wurde bekannt, dass Geerkens Ehefrau Wulff 500.000 Euro für den Kauf eines Hauses lieh. Seither steht Wulff unter Beschuss.

Wulffs Anwalt Gernot Lehr erklärte zu den neuen Vorwürfen, Wulff habe seine anwaltliche Tätigkeit 1994 abgeschlossen und danach keinerlei Einkünfte mehr aus seiner Anwaltstätigkeit erhalten. "tagesschau.de" berichtete indes, die Kanzlei habe auch danach wiederholt mit Wulff als prominentem Kanzleimitglied geworben. Die Kanzlei selbst erklärte demnach, Wulff sei bis 1994 als Anwalt angestellt gewesen und sei dann in ein freies Mitarbeiterverhältnis gewechselt. Diesen Vertrag habe er erst im Sommer 2011 aufgelöst. Bis dahin sei er als Außensozius geführt worden, ohne aber Mandanten zu vertreten.

Nahles: "Pinocchio im Bundespräsidialamt"

SPD-Generalsekretärin Andrea Nahles bezichtigte Wulff am Dienstag indirekt der Lüge. Mit Blick auf die neuen Vorwürfe sagte sie dem Sender N24: "Wir haben jetzt doch einen Pinocchio offensichtlich im Bundespräsidialamt." Sie halte Wulffs Verhalten für "peinlich". Sie habe den Eindruck, dass der Bundespräsident angesichts der scharfen Kritik an ihm "wohl offensichtlich Wachs in den Ohren hat".

Causa Wulff

Die Affäre um den deutschen Bundespräsident kam Mitte Dezember ins Rollen, als bekannt wurde, dass er in seiner Zeit als niedersächsischer Ministerpräsident von dem befreundeten Unternehmer-Ehepaar Geerkes ein Darlehen erhalten hatte. Bei einer Befragung der Grünen im Landtag 2010 verneinte Wulff, eine geschäftliche Beziehung zu Egon Geerkens zu haben, auch das Darlehen erwähnte er nicht.

Eine neue Dimension erhielt der Skandal, als bekannt wurde, dass Wulff durch einen Anruf bei "Bild"-Chefredakteur Diekmann die Veröffentlichung eines Artikels zu der Causa zu verhindern versucht haben soll. Wulff meint dazu, er habe nur eine Verschiebung erreichen wollen.

Zuletzt wurde Wulff vorgeworfen, als Ministerpräsident einem Partymanager bei der Suche nach Geldgebern geholfen zu haben. Der Staatsanwalt ermittelt gegen Wulffs Ex-Sprecher Olaf Glaeseker wegen des Verdachts der Bestechlichkeit.

(Ag.)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Außenpolitik

Wulff-Affäre wird zum Wirtschaftskrimi

Neue Bewegung in der Affäre Wulff. Wusste der Bundespräsident in seiner Zeit als VW-Aufsichtsrat über die Übernahmepläne von Porsche Bescheid? Oder ließ er sich gar einen Audi schenken?
GERMANY PRESIDENT WULFF
Außenpolitik

Kostenloses Auto? Wulff erwirkt einstweilige Verfügung

Der deutsche Präsident und seine Ehefrau lassen die Berichterstattung über die angeblich kostenlose Nutzung eines Audi Q3 gerichtlich stoppen.
Außenpolitik

Deutschland: Wulff im Affärenstrudel

Nach der Affäre rund um einen umstrittenen Privatkredit kommt der Bundespräsident jetzt an einer anderen Front in Bedrängnis. Christian Wulff soll einem Partymanager bei der Suche nach Geldgebern geholfen haben.
Buero Wulffs ExSprecher Praesidialamt
Außenpolitik

Büro von Wulffs Ex-Sprecher im Präsidialamt durchsucht

Gegen Olaf Glaeseker wird wegen Bestechlichkeit ermittelt. Der deutsche Bundespräsident Wulff hatte ihn im Dezember überraschend entlassen.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.