Feld: Private Gläubiger allein werden Athen nicht retten

Die Deutschland-Hilfe für Griechenland solle über den Rettungsschirm hinausgehen, sagt Lars Feld.
Die Deutschland-Hilfe für Griechenland solle über den Rettungsschirm hinausgehen, sagt Lars Feld.(c) AP (Petros Giannakouris)
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Deutschland und andere öffentliche Gläubiger sind aufgerufen, sich am Schuldenschnitt für Griechenland zu beteiligen.

Deutschland und andere öffentliche Gläubiger sollten sich nach Ansicht des Wirtschaftsweisen Lars Feld an einem Schuldenschnitt für das pleitebedrohte Griechenland beteiligen. Mit einem Forderungsverzicht der Privatgläubiger, der auf einen Barwertverlust von 70 Prozent hinauslaufe, werde das Mittelmeerland nicht aus der Schuldenfalle herauskommen, warnte der Freiburger Wissenschafter in einem Reuters-Interview. "Es sind alle öffentlichen Gläubiger gefragt, einen gewissen Schuldenschnitt vorzunehmen. Im Falle Deutschlands müsste dann die Staatsbank KfW auf Kapital verzichten, das sie Griechenland geliehen hat."

Beim deutschen Finanzministerium trifft Feld, der als Mitglied des Sachverständigenrats (SVR) die Regierung berät, mit dieser Forderung auf taube Ohren: Diese Diskussion stelle sich nicht, sagte Sprecher Martin Kotthaus. Er verwies darauf, dass sich der öffentliche Sektor bereits zu einem zweiten Rettungspaket für Griechenland im Volumen von 130 Milliarden Euro bereiterklärt hat.

Griechenland müsse Versprechen einlösen

Feld will den Schuldenschnitt hingegen bei dem ersten Rettungspaket ansetzen. Deutschland hatte in diesem ersten, 110 Milliarden Euro schweren Rettungsprogramm des IWF und der Euro-Staaten, das bisher nicht voll ausgeschöpft wurde, einen Anteil von 15,16 Mrd. Euro bereitgestellt. Das Geld floss über Kredite der Staatsbank KfW, die vom deutschen Staat verbürgt wurden. Feld sagte, in diesem Fall würden "die Garantien und Bürgschaften der Bundesrepublik ziehen": "Das würde sich im Bundeshaushalt entsprechend niederschlagen."

Feld äußerte sich überrascht, dass die Diskussion über eine Beteiligung der öffentlichen Gläubiger erst spät in Gang gekommen ist. "Ich würde sogar erwarten, dass die Gläubigerstaaten zuerst Verzicht übten, bevor die EZB oder der IWF dafür infrage kämen." Griechenland habe bei seinen Reformanstrengungen im vergangenen Jahr stark nachgelassen. Das Land müsse aber sein Konsolidierungsversprechen einlösen. "Ansonsten wäre ich nicht bereit, über den Schuldenschnitt bei den privaten Gläubigern hinauszugehen", sagte das Mitglied im Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung.

Allerdings hält es Feld nicht für sinnvoll, dass ein europäischer Sparkommissar der Athener Regierung auf die Finger schauen soll.

(APA/Ag.)

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