Gute Fahrt: Die Tricks der Fahrer

Qualität. Mit Fahrtverweigerung oder Umwegen ärgern Taxifahrer ihre Kunden. Die Taxiinnung Wien geht nun mit Detektiven und einer besseren Ausbildung dagegen vor.

Wien. Unlängst am Wiener Westbahnhof: Zwei Personen mit viel Gepäck wollen ein Taxi besteigen und in den fünften Gemeindebezirk unweit des Bahnhofes fahren. „Ich weiß nicht, wo Sie hinwollen“, sagt der Taxifahrer, „und ich habe Kopfschmerzen.“ Nur einige Minuten später wird er von Touristen angesprochen – und lässt sie einsteigen. Was ist passiert? Die Strecke in den fünften Bezirk war dem Taxler wohl zu kurz.

Situationen wie diese passieren immer wieder. Denn die Wiener Taxifahrer zählen nicht zu den besten Europas. Erst vor einigen Monaten hat der deutsche Automobilclub ADAC den Wiener Taxifahrern ein schlechtes Zeugnis gegeben: Platz 18 im Vergleich zu 22 anderen Städten in Europa. Der Grund: Fahrtverweigerung wegen zu kurzer Strecken, Umwege um bis zu 20 Prozent und gefährliches Fahrverhalten. Zu einem ähnlichen Bild – 23 Prozent der Fahrten wurden negativ bewertet – kommt eine Studie von Wien-Tourismus, wobei hier auch das schlechte Englisch und die unzureichende Körperhygiene der Fahrer bemängelt wurden.

Testfahrt mit Kleinkind und Oma

In der Wiener Taxiinnung ist man sich des Problems bewusst. „Fahrtverweigerung ist sicher eine der häufigeren Beschwerden, mit denen wir konfrontiert werden“, bestätigt auch Obmann Christian Gerzabek von der Wiener Taxiinnung. Das Vergehen ärgert ihn besonders: „Taxifahrer haben eine Beförderungspflicht.“ Nur wenn sich der Fahrer bedroht fühlt, darf er die Fahrt verweigern. Zurückgegangen seien dafür Beschwerden über Fahrten mit Umwegen. Nachsatz: „Das liegt an den Navigationsgeräten.“ Der Kunde hätte ja so eine Kontrolle über den Fahrtweg.

Gegen die schwarzen Schafe in der Branche wird nun vorgegangen: Ab Mitte Februar werden zehn Detektive die Wiener Taxis in Testfahrten überprüfen: „Das sind nicht nur Männer, sondern Fahrgäste vom Kleinkind bis zur Oma“, sagt Gerzabek. Die Sondergruppe wird an bekannten Problemstellen wie Bahnhöfen die Vergehen der Fahrer aufdecken. Schon jetzt sei die Stimmung unter den Taxifahrern angespannt. „Das war sicherlich ein Taxidetektiv“, will einer nach einer anstrengenden Fahrt schon mal gesagt haben.

Auch seitens der Ausbildung ist die Qualität gehoben werden. „Wir achten jetzt sehr auf gute Deutschkenntnisse“, sagt Gerzabek. Das Ergebnis ist sichtbar: Nur mehr 20 Prozent schaffen die Zulassungsprüfung auf Anhieb, rund 50 Prozent schaffen es nie.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 02.02.2012)

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