Risikofaktoren: Wovor Facebook Angst hat

Mark Zuckerberg speaks to reporters during a visit to the Massachusetts Institute of Technology in Ca
Mark Zuckerberg speaks to reporters during a visit to the Massachusetts Institute of Technology in Ca(c) REUTERS (Brian Snyder)
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In den Unterlagen für den Börsengang muss Facebook angeben, welche Faktoren sich wesentlich nachteilig auf das Geschäft auswirken könnten.

Für den Börsengang musste das Social Network Facebook seine Unterlagen bei der US-Börsenaufsichtsbehörde einreichen. Und darin muss unter anderem angegeben werden, welche Risikofaktoren das Geschäft wesentlich nachteilig beeinflussen könnten. Mit anderen Worten: Die größten Konkurrenten und Sorgen des Führungs-Teams. 35 solche Punkte hat Facebook in den Unterlagen angeführt. Das mag viel klingen, bei anderen Internetunternehmen waren es aber mehr. Das Business-Netzwerk LinkedIn führte zum Beispiel 42 Risikofaktoren an, bei Groupon waren es 55. 

Apps bringen kein Geld

Börsengang

Unter den 35 Punkten finden sich einige offensichtliche Faktoren, wie ein Rückgang der Nutzerzahlen oder Werbekunden, staatliche Zensur, Patent-Streitigkeiten, Hacker oder einfach steigende Kosten. Einige der angeführten Faktoren klingen hingegen ernster. So macht Facebook zum Beispiel mit seinen beliebten mobilen Produkten (Apps, mobile Webseite) kein Geld, da dort keine Anzeigen verkauft werden. Wird dieser Bereich noch wichtiger, als er ohnehin schon ist, könnte das zu Problemen führen. Mit dem Sprung aufs New Yorker Börsenparkett will Facebook mit der Emission bis zu fünf Milliarden Dollar (3,80 Mrd. Euro) einsammeln. Es handelt sich um den größten Börsengang eines US-Technologieunternehmens. Das 2004 vom Harvard-Studenten Mark Zuckerberg gegründete Facebook verfügt heute weltweit über 845 Millionen Nutzer, 483 Millionen besuchen täglich die Facebook-Seite.

Im Dezember 2011 nutzten monatlich 425 Millionen Mitglieder Facebook über mobile Geräte wie Smartphones, Tablets oder Handys. Gefährlich wird es, wenn diese Nutzer beginnen, Facebook nur noch mobil zu nutzen, heißt es in den Börsen-Unterlagen. Es ist also nicht verwunderlich, dass dieser Bereich auch eine wichtige strategische Rolle spielt. "Wir glauben, dass wir bei den Monetarisierungs-Möglichkeiten noch Potenzial haben, wie zum Beispiel gesponserte Nachrichten im News Feed unserer mobilen Dienste", schreibt Facebook. Früher oder später wird es Werbung also auch in den Apps bzw. auf der mobilen Webseite geben. 

Zynga und Facebook: Eine Zwangs-Liebe

Als besonders starke Konkurrenten sieht Facebook Google, Microsoft und Twitter. "Unser Markt ist hart umkämpft und der Konkurrenzkampf ist eine anhaltende Gefahr für unseren Erfolg", steht in den Unterlagen. Ein großer Risikofaktor sitzt aber in den eigenen Reihen. So ist der Spieleentwickler Zynga (FarmVille, MafiaWars, etc.) für 12 Prozent der Umsätze von Facebook verantwortlich - ein Bruch mit dem langjährigen Partner könnte also sehr schmerzlich werden. Zynga hat im Dezember 2011 selbst den Sprung an die Börse geschafft und dabei eine Milliarde Dollar eingenommen - zu diesem Zeitpunkt der größte Börsengang eines US-Internet-Unternehmens seit Google.

Der Börsenwert von Zynga fiel jedoch deutlich niedriger aus als erwartet. Im Sommer 2011 war über einen möglichen Börsenwert von 15 bis 20 Milliarden Dollar spekuliert worden. Seitdem hat sich das Klima für Internet-Börsengänge allerdings deutlich eingetrübt. Die Aktien mehrerer Firmen wie die Schnäppchen-Webseite Groupon oder das Internet-Radio Pandora rutschten nach einem anfänglichen Kursfeuerwerk sogar unter den Ausgabepreis.

Risikofaktor Mark Zuckerberg

Facebook betrachtet aber auch den eigenen Gründer und Chef Mark Zuckerberg als Risiko. Er habe sehr viele Anteile, was die Macht in der Hand einer Person konzentriere. Beinahe persönlich klingender Nachsatz: "Wenn wir unsere Führungsriege verlieren, wie Zuckerberg und Sheryl Sandberg, würde uns das wirklich schädigen". 

(sg)

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