Die Traditionsfirma wird bis 2015 völlig umgebaut, der oberösterreichische Standort Perg wird dafür geschlossen. Der Denkmalschutz hat ein waches Auge auf das historische äußere Erscheinungsbild der Fabrik.
Wien/G.b. Von Krise ist beim Süßwarenerzeuger Manner wenig zu bemerken. Im Gegenteil: Der Traditionsbetrieb will sein Hauptquartier im 17.Bezirk in Wien ausbauen. 30Millionen Euro werden investiert, um Produktionsflächen zu vergrößern und ein neues Bürozentrum zu errichten. Dies sei ein Bekenntnis zum Standort Wien, heißt es bei Manner. Ein Bekenntnis, das ganz besonders Wirtschaftsstadträtin Renate Brauner freut: „Das zeigt, dass Wien einer der attraktivsten Wirtschaftsstandorte ist.“
Doch uneingeschränkt umbauen kann Manner nicht. Denn das seit 1890 bestehende Gebäude in Hernals steht zwar nicht unter Denkmalschutz, aber gleichsam unter Beobachtung. „Derzeit gibt es nur eine Bauankündigung, die genauen Umbaupläne kennen wir noch nicht“, sagt Barbara Neubauer, die Präsidentin des Bundesdenkmalamtes zur „Presse“ (Interview siehe oben). „Für uns ist wichtig, dass das äußere Erscheinungsbild nicht beeinträchtigt wird, dass die Fabrik als ,Landmark‘ erhalten bleibt.“ Wenn nicht, würde das Denkmalamt einschreiten.
Konflikt mit dem Familienbetrieb
Vor etwa sechs Jahren gab es einen ernsthaften Konflikt zwischen dem Familienbetrieb und den Denkmalschützern. Die Ankündigung, den Gebäudekomplex in Hernals unter Denkmalschutz stellen zu wollen, sorgte damals für heftige Reaktionen. Dies würde jede Ausbaumöglichkeit verhindern, argumentierte die Firma Manner und drohte mit einer Abwanderung des Standortes weg von Wien und damit einem Verlust von 400Arbeitsplätzen in der Hauptstadt. Stadt und Wirtschaftskammer unterstützten Manner – und die Sache wurde ad acta gelegt.
Die Standortfrage wird aber auch heute noch als Argument verwendet. „Manner ist einer der wenigen Süßwarenbetriebe, der seine Produktion nicht ins kostengünstigere Ausland verlagert hat, sondern am Standort Österreich festhält“, betonte der Vorstand für Produktion und Technik, Josef Manner, in einer Aussendung.
Auf dem Firmengelände in Hernals sollen in den kommenden Jahren die Produktionsflächen vergrößert sowie ein Logistikzentrum und ein neues Bürogebäude auf dem Grundstück errichtet werden, erzählt Konzernsprecherin Karin Höfferer. Mit dem Umbau wird noch heuer begonnen, abgeschlossen sollen die Arbeiten bis 2015 sein. Dass es zu einem Konflikt kommt, glaubt man bei Manner nicht. „Von außen wird man nicht viel sehen, die Fassade wird nicht angegriffen“, sagt Höfferer.
Mit dem Ausbau von Wien wird aber gleichzeitig österreichweit einer der drei Manner-Standorte geschlossen. In Perg (Oberösterreich), wo bisher die Waffeln produziert wurden, ist 2015 Schluss. Rund 70Arbeitsplätze gehen verloren, was in der Stadt für Aufregung sorgt. Neben Wien bleibt dann nur noch Wolkersdorf als Produktionsstätte übrig.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 03.02.2012)