Bischof Küng: Kirche will "aus Fehlern lernen"

Bischof Kueng Kirche will
Bischof Kueng Kirche will(c) APA (BERNHARD HERZBERGER)
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Bei der Missbrauchskonferenz im Vatikan übt der Münchner Erzbischof Marx Kritik an der Ignoranz gegenüber den Opfern. Die Missbrauchsskandale haben der Kirche Schäden in Milliardenhöhe verursacht.

Im Vatikan geht die Konferenz gegen Missbrauch zu Ende. Der Vertreter der österreichischen Bischofskonferenz, Bischof Klaus Küng, sieht ein klares Signal für den entschlossenen Willen der katholischen Kirche, aus Fehlern im Umgang mit Missbrauch zu lernen und neue Missbrauchsfälle im kirchlichen Bereich zu verhindern. Der deutsche Kardinal Reinhard Marx sieht hingegen kein Ende der Krise und der Missbrauchsskandale, die die Kirche Milliarden Euro gekostet haben.

Küng lobte die Konferenz, die zeige, dass sich die Kirche dem "schrecklichen" Thema des sexuellen Missbrauchs von Kindern und Jugendlichen "mit großer Ernsthaftigkeit" stelle. "Man spürte den entschlossenen Willen, alle Mittel einzusetzen, um aus den Fehlern der Vergangenheit zu lernen und durch eine umfassende Prävention sowie durch rasche und entschiedene Reaktion auf Vorfälle eine echte Verbesserung zu erreichen", sagte der Diözesanbischof. Ziel sei nun, dass die Kirche für den Schutz von Kindern und Jugendlichen weltweit beispielgebend werde und dafür geeignete Hilfestellungen und Einrichtungen entwickle, erklärte Küng. "So soll es einerseits zu Heilung kommen; andererseits sollen kirchliche Mitarbeiter durch eine entsprechende Aus- und Weiterbildung bestmöglich lernen, dieses schmerzhafte Thema anzugehen."

"Opfer systematisch ausgeblendet"

Der Münchner Erzbischof Reinhard Marx hat am Donnerstag vor den Teilnehmern der Konferenz gesagt, die Kirche müsse den geistlichen Lernprozess fortsetzen, um so wieder neue Glaubwürdigkeit zu gewinnen. Voraussetzung dazu seien Offenheit, Transparenz und Wahrhaftigkeit. Abschottung, Verharmlosung und Relativierung führten nicht zum Ziel.

In den vergangenen Jahrzehnten wäre "der Schutz der Institution Kirche allzu sehr im Vordergrund" gestanden, kritisierte der Münchner Kardinal. Die Opfer und ihre Leiden seien "systematisch ausgeblendet" und "die schreckliche Wahrheit verharmlost" worden. Das Schuldbewusstsein habe in diesem Punkt offensichtlich weitgehend gefehlt. Es gehe jetzt nicht um eine nachträgliche Schuldzuweisung, sondern um die "Erkenntnis von Mechanismen", die für die Zukunft zu beachten seien.

Wichtig sei bei Missbrauchsfällen eine enge Zusammenarbeit von Kirche und Staat, so Kardinal Marx. Die staatliche Gesetzgebung dürfe nicht als Einmischung in innerkirchliche Angelegenheiten verstanden werden. Staatliche und kirchliche Rechtskreise müssten sich ergänzen. Bei Straftatbeständen von kirchlichen Mitarbeitern sei der Kontakt zur Staatsanwaltschaft je nach Umständen des Falls notwendig.

Kosten im Milliardenhöhe

Die Missbrauchsfälle haben die katholische Kirche nach Schätzungen von US-Experten mehr als zwei Milliarden Dollar (etwa 1,5 Milliarden Euro) gekostet, hieß es bei der Missbrauchskonferenz. In ihre Rechnung bezogen Michael J. Bemi und Patricia Neal die Kosten für Entschädigungen, Untersuchungen, Prozesse und die Behandlung von Opfern ein.

Diese Summe stehe jedoch "in keinem Verhältnis" zum Verlust der Unschuld der betroffenen Kinder und Erwachsenen, erklärten sie. "Für eine einzelne Seele gibt es keinen Preis." Bemi und Neal wiesen die Konferenzteilnehmer auf zahlreiche psychische Krankheiten hin, unter denen die Opfer leiden, ihre langwierige Behandlung und auf die angerichteten innerfamiliären Schäden. Die beiden Experten leiten ein Kinderschutzprogramm des US-Hilfswerks National Catholic Services.

Papst Benedikt XVI. hatte die viertägige Konferenz "Auf dem Weg zu Heilung und Erneuerung" am Montag in der Päpstlichen Universität Gregoriana eröffnet. Dort diskutieren rund 220 Würdenträger und Kirchenexperten aus aller Welt hinter verschlossenen Türen über Maßnahmen zur Verhinderung sexuellen Missbrauchs Minderjähriger in der katholischen Kirche.

(APA)

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